Kolumne Männer: E-Mail für dich

Was ist männlich? Die Diskussion über diese Frage ignoriere ich im folgenden ausführlich.

Lange habe ich überlegt, wovon meine Glosse diesmal handeln sollte. Erst erwog ich, etwas über das Verhalten von Männern in Konkurrenz-Situationen zu schreiben. Nobelpreiswürdige Wissenschaftler wollen nämlich herausgefunden haben, dass manche Männern dabei Bonobo-Affen ähneln, andere wiederum Schimpansen. Tier-Mensch-Analogien werden ja immer gern gelesen. Doch dann las ich, was ein Leser zu meiner jüngsten Glosse anzumerken hatte. Da dachte ich: Das ist ausreichend irritierend, das greife ich auf.

Vor zwei Wochen schrieb ich, geschickt in einem Dialog über den Film "Terminator II" versteckt, über die Suche nach einem neuen männlichen Selbstbild. Einem Selbstverständnis, welches das alte, selbstzerstörerische Ideal des Beschützers und einsamen Wolfs hinter sich lässt. Und über die Ratlosigkeit, weil bislang nichts Neues und zugleich Attraktives die Leerstelle zu füllen scheint.

Dies nahm ein Leser, der sich als Mann bezeichnete, zum Anlass für folgenden E-Mail-Kommentar: "Ich verstehe die immer und immer wieder postulierte Sehnsucht nach (neuen) (männlichen) Vorbildern einfach nicht. Braucht ihr unbedingt einen Führer, Erlöser, Messias, Gott? Und wenn ja: Hattet ihr weder Vater, Lehrer, Lieblingsfußballer noch Popidol? Wenn euch so was Albernes wie Männlichkeit wichtig ist, dann seid doch einfach männlich, wenn euch die (alte) Definition der Männlichkeit nicht gefällt, dann seid halt nicht männlich - oder ändert die Definition. Mann oh Mann, so schwer ist das doch alles nicht. Ihr Memmen."

Ich hatte viele Fragen. Ist Gott ein Fußballer? War mein Vater der Führer? Warum gibt es kein "Anti-Weiß"-Deo, das keine weißen Flecken macht? Und wieso gibt es eine Slipeinlagen-Marke namens "Sound"? Ich habe nie behauptet, dass all meine Fragen mit dem Leserbrief zu tun haben.

Nachdem ich sie selbst beantwortet hatte (1. Ja. 2. Nein, sehe ich so alt aus? 3. Aus Niedertracht. 4. Damit ich mich darüber freue) dachte ich: Jetzt schreibe ich dem Leser zurück. In etwa so:

"Lieber Leser,

vielen Dank für Ihre Zeilen. Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten. Aber könnte es sein, dass Ihre Worte unfreiwillig aufzeigen, woran es hapert bei der Suche nach einem neuen männlichen Selbstbild? Nämlich am Willen, sich mit den persönlichen und gesellschaftlichen Rollenvorgaben für Männer auseinanderzusetzen? Zeigt Ihre Titulierung ,Memmen' nicht gerade, dass Sie ein bestimmtes Männerbild im Kopf haben? Und zwar sogar ein sehr klassisches, das dazu neigt, selbstreflexiven Männern ihre Männlichkeit abzusprechen? Fänden Sie es auch angemessen, Weiblichkeit als "so was Albernes" zu bezeichnen? Ich würde gern Ihren Vorschlag für eine geänderte Definition von Männlichkeit hören.

PS: Wie kommen Sie darauf, dass Hitler mein Vater war?"

Doch dann dachte ich: Mir fällt bestimmt was Unterhaltsameres ein. Deshalb handelt diese Glosse im Folgenden von bizarren, bislang geheimen Sex-Praktiken Ihnen bekannter Menschen. Ich habe da einige schwitzige Details für Sie. Wie viel Platz zum Schreiben habe ich eigent…

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Schriftsteller, Buchautor & Journalist. Von 2005 bis 2014 war er Politik-Redakteur und Kolumnist der taz. Sein autobiographisches Sachbuch "Das Erbe der Kriegsenkel" wurde zum Bestseller. Auch der Nachfolger "Das Opfer ist der neue Held" behandelt die Folgen unverstandener Traumata. Lohres Romandebüt "Der kühnste Plan seit Menschengedenken" wird von der Kritik gefeiert.

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