Facebook-Gründer von Paparazzo verfolgt: Das Zuckerberg-Experiment

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg wurde von einem Paparazzo verfolgt. Veröffentlicht wurden die Bilder bei Valleywag, dem Boulevard-Magazin der amerikanischen IT-Szene.

Mark Zuckerberg, "ertappt" von Valleywag. Bild: screenshot Valleywag

Lohnt es sich für Paparazzi, Mark Zuckerberg als Opfer zu erwählen? Immerhin setzt sich der Facebook-Gründer offensiv für ein Ende der Privatsphäre ein. Ein Fotograf machte jetzt das Zuckerberg-Experiment und verfolgte den Facebook-Gründer. Es entstanden Aufnahmen eines Mittzwanzigers, der mit seinem iPhone spielt und auf der Straße Mitarbeiter trifft.

Veröffentlicht wurden die Bilder vom Blog Valleywag, dem Boulevard-Magazin der kalifornischen IT-Szene. Solches ist dort üblich, gern unterlegt mit boshaften Kommentaren zu Reichtums-Dekadenz, Firmen-Pleiten und Sex-Affären. Aufregenderes dazu aber als die Feststellung, Zuckerberg trage stets das gleiche Oberhemd, fiel Valleywags Texter nicht ein. Zuckerbergs Privatleben scheint an sich zu langweilig, um es öffentlich zu machen. Wo also liegt Reiz der Aktion?

Zuckerbergs Webseite Facebook ist das größte Online-Social-Netzwork der Welt. Laut Selbstauskunft 500 Millionen Mitglieder, also bald ein Zehntel der Menschheit, sind hier mit Profilen vertreten. Benutzer bilden ihren Freundeskreis ab, ihre Bildungs- und Karriere-Laufbahn und ihren Beziehungsstatus. Wieviel davon für wen sichtbar ist, ist eine Frage der Privatsphäre-Einstellungen. Diese waren anfangs recht restriktiv. Die Sicherheit eines geschlossenen Raums zwischen sich und engen Freunden, unbeobachtet vom Außen, köderte Nutzer.

Dann öffnete sich Facebook und wuchs in einem halben Jahrzehnt zum drittgrößten Land der Erde. Gleichzeitig wurden die Privatsphäre-Einstellungen immer weiter gelockert, auch, um mehr Geld mit den Nutzer-Daten machen zu können.

Der geschlossene Raum wurde entriegelt: Facebook setzt immer stärker aufs Hinaus-Reichen und Hinein-Holen von Informationen über seine Nutzer in das und aus dem offenen Web. Für mehr als ein Lippenbekenntnis zur Privatsphäre bleibt da kaum Platz, und selbst davon verabschiedete sich Zuckerberg Anfang diesen Jahres öffentlich. Im Interview mit Blogger Michael Arrington erklärte er die neue Firmenphilosophie als die eines sozialen Wandels hin zu mehr Offenheit im Umgang mit persönlichen Daten.

So goss er Öl ins Argumenten-Feuer derjenigen, die sich für Datenschutz und Privatsphäre einsetzen und Facebook schon lange kritisieren. Mangels greifbarer Auswirkung von Austritts-Drohungen und Boykott-Aufrufen auf den Erfolg Facebooks taugt der Paparazzi-Angriff auf Zuckerberg vielleicht als symbolische Befriedigung: Na, wie schmeckt dir deine eigene Medizin vom auslaufenden Privaten? Angesichts der öden Fotos freilich könnte Zuckerberg entspannt antworten: Wie ihr seht, gibt es da wirklich nichts zu verbergen.

Man kann Zuckerberg sicher manches vorwerfen: zum Beispiel Untreue gegenüber vergangenen Versprechungen oder den Mut, mal eben die sozialen Normen für einige hundert Millionen Menschen für verändert zu erklären. Einen guten Sündenbock für den Wert des Privaten aber gibt er nicht ab.

Im Oktober startet der Hollywood-Film "The Social Network" über die Gründung Facebooks. Er verspricht weitere Grabungen in Zuckerbergs Privatleben. Vielleicht ja dann unterhaltsamer, mit mehr Sex, Skandal und Drama.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.