Spieletest Red Dead Redemption: Im wilden Konsolen-Western

Der Spielehersteller Rockstar Games veröffentlicht sein Open-World-Spiel „Red Dead Redemption“. Darin machen Spieler*innen die digitale Prärie unsicher.

Überzeugt: Spielphysik und Atmosphäre lassen den Spieler so schnell nicht wieder los Bild: Rockstar Games

Wenn man ein bisschen gemein sein will, könnte man „Red Dead Redemption“ einfach als „Pferde-GTA“ verunglimpfen. Und ein bisschen stimmt das auch: Rockstar Games, das erfolgreiche und manchmal umstrittene Spielestudio, hat den technischen Unterbau von „Grand Theft Auto IV“ genommen, ihn weiter verbessert und das Spielgeschehen in die späte Westernzeit um 1911 verpflanzt. Statt des osteuropäischen Gangster Niko Bellic im New York („Liberty City“) der heutigen Zeit spielt man hier John Marston, einen Ex-Outlaw, der im Auftrag der US-Regierung für Recht und Ordnung sorgen soll.

Die Cowboy-Umgebung ist dabei hervorragend umgesetzt. Das beginnt beim Charakterdesign, bei dem man das Gefühl hat, Dreck und Schweiß des ungewaschenen Helden riechen zu können und endet noch lange nicht bei der stimmungsvollen Steuerung von Western-Gewehr und – ja, natürlich – dem manchmal widerspenstigem Gaul. Alles beginnt damit, dass Marston leidlich unwillig von zwei Beamten zu einem Zug in das Städtchen Armadillo geleitet wird, wo er ehemalige Kameraden seiner Posse aus einem gesicherten Fort extrahieren soll.

Das geht natürlich völlig schief und so liegt Marston schließlich angeschossenen im Bett der taffen Rancherin Bonnie, bei der er seine Arztschulden abarbeiten darf. Nach und nach wird man so in Steuerung und Spielziele eingeführt, bis man schließlich frei durch die weitläufige Umgebung reiten darf, wo jede Menge Abenteuer warten.

Geballert wird viel

GTA-artige Aktionen gibt es natürlich auch hier: Wer Unrecht begeht, wird von (Hilfs-)Sheriffs verfolgt, bis seine „Wanted“-Sterne wieder verschwunden oder er die schmutzigen Polizisten ausbezahlt hat. Geballert wird natürlich auch viel, wobei man zuerst lernen muss, wie man mit das Western-Schießeisen bedient.

Erfreulicherweise hat Rockstar erst gar nicht erwogen, den wunderbar gesprochenen Plot einzudeutschen. Stattdessen hört man den Originalton und kann, wenn man es denn braucht, deutsche Untertitel einblenden lassen. Eine Auto-Hifi-Anlage (wie in den früheren Teilen) hat Marston natürlich nicht mit an Bord, weswegen lange Reisen zu Pferd möglicherweise etwas „boring“ werden können. Alternativ kann man aber auch eine Postkutsche nehmen oder einfach die Eisenbahn.

„Red Dead Redemption“ hat sich als Sommerhit der Konsolenwelt erwiesen. So war der Titel bereits kurz nach Verkaufsstart in einigen Großstädten und bei Internet-Händlern vergriffen und wurde laut dem Marktforschungsunternehmen NPD in zwei Monaten zwei Millionen Mal verkauft. Man muss sagen: Mit Fug und Recht. Wer einmal in die Cowboy-Welt des John Marston eingetaucht ist, kommt so schnell nicht mehr heraus – die cineastische Qualität des Plots ist groß, die Grafik und Spielphysik hervorragend umgesetzt.

Und es ist erstaunlich, wie nahtlos die GTA IV-Machart ins Western-Genre übertragen werden konnte – statt schnellem Auto flottes Pferd, statt „Big City Lights“ die staubige, aber sehr schöne Prärie. Selbst der Umgang mit dem Schießeisen ist irgendwie relaxter. Dass der Titel wie alle anderen GTA-Teile überhaupt nichts für Kinder ist, versteht sich dabei von selbst.

Etwas weniger schön ist die mittlerweile typische Kommerzialisierung einmal verkaufter Games: So gibt's im „Xbox Marketplace“ gleich einen Haufen kostenpflichtiger Outfits, um seinen Freunden echten Western-Stolz zu präsentieren. Eine Multiplayer-Ergänzung, dank der man auch gemeinsam mit Freunden ausreiten darf, lässt sich aber immerhin kostenlos herunterladen. Es ist zudem davon auszugehen, dass Rockstar ähnlich wie bei „GTA IV“ diverse „Red Dead Redemption“-Nachklapp-Folgen anbieten wird. Dabei bezahlt man dann einen kleinen zweistelligen Euro-Betrag, um weitere Abenteuer zu erwerben.

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