Schwedens Arbeitsmarktminister Littorin: Der gestürzte "Puff"-Minister

Der Kauf sexueller Dienste gilt in Schweden als kriminell. Der Arbeitsmarktminister Sven Otto Littorin hatte vor vier Jahren Kontakt zu einer Prostituierten, jetzt tritt er zurück.

Sorgt sich um seine drei Kinder: Der schwedische Minister Sven Otto Littorin. Bild: rts

STOCKHOLM taz | Ich habe genau drei Rücktrittsgründe", hatte Schwedens Arbeitsmarktminister Sven Otto Littorin am vergangenen Mittwoch erklärt: "Emma, Gustav und Arvid, meine drei Kinder. Für mich sind sie mehr wert als meine Karriere."

Betroffenheit und positive Kommentare auch seitens oppositioneller PolitikerInnen erntete der 44-Jährige nach diesem Auftritt, bei dem er seinen überraschenden Abschied vom Ministeramt mit einem Sorgerechtsstreit mit seiner Exfrau begründet hatte. Und mit Nachstellungen durch JournalistInnen, unter denen seine Kinder zu leiden hätten: Sein 10-jähriger Sohn und seine 16-jährige Tochter sei von MedienvertreterInnen aufgelauert, "das Haus von Reportern belagert" worden: "Und ich als Vater kann meine Kinder nicht einmal schützen", sagte Littorin.

Doch bald gab es Fragen zu seinen Rücktrittsmotiven. Ein möglicher vierter Grund tauchte auf: "Anna". Die Frau ist eine 30-jährige Exprostituierte, die der Tageszeitung Aftonbladet gesteckt hatte, der spätere Herr Minister sei vor vier Jahren für 200 Euro ihr "etwas zaghafter" Kunde gewesen. Der Kauf sexueller Dienste ist in Schweden seit 1999 eine kriminelle Handlung. Im Falle Littorin wäre die Straftat verjährt, aber zehn Wochen vor den Parlamentswahlen eine erhebliche Belastung für die Regierung.

Einen Tag vor seiner Rücktrittserklärung hatten Littorin und Regierungschef Fredrik Reinfeldt von "Annas" Medienbekenntnissen erfahren. Der Rücktritt war offenbar ein Rauswurf, aus dem die "Littorinaffäre" von Premier Reinfeldt geworden ist. "Kinder schamlos ausgenutzt" und "inakzeptable Handhabung" kritisierte die regierungsfreundlicheLittorin und Reinfeldt. Dagens Nyheter

Der Ökonom Littorin mit Erfahrung im PR- und Risikokapitalgeschäft war einer der Konstrukteure der "neuen Konservativen". Nach einer vernichtenden Wahlniederlage 2002 hatte die Partei bei den Wahlen 2006 zur vermeintlich "neuen Arbeiterpartei" umgeformt die Sozialdemokraten besiegt. Als Minister war Littorin ein schwaches Regierungsmitglied. Seine Reform der Arbeitslosenversicherung musste nach Protesten teilweise zurückgenommen werden. Zudem wurde er dabei erwischt, dass er sich mit einem falschen akademischen Titel geschmückt hat.

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