Streit der Woche zum Jugendschutz: "Verteufeln fördert Faszination"

K.I.Z.-Rapper Maxim Drüner hält den Jugendschutz in Deutschland nicht für übertrieben. Ursula Fehling vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend widerspricht.

Fördern Ballerspiele Amokläufe? Bild: kallejipp / photocase

BERLIN taz Maxim Drüner, Rapper der umstrittenen Berliner HipHop-Gruppe K.I.Z. fordert zum Schutz der Jugend eine Altersfreigabe der Bild-Zeitung. Drüner hält die Zeitung für „wirklich gefährlich, hetzerisch und ganz klar rassistisch“, wie er im Streit der Woche in der sonntaz schreibt. Zum Schutz von Jugendlichen hält Drüner Altersangaben für einen Kompromiss. Grundsätzlich findet der Rapper jedoch nicht, dass es zu viele Jugendschutzregeln in Deutschland gibt. „Ich denke, es ist übertrieben zu behaupten, wir leben in einem krassen Zensurstaat“, schreibt Drüner in der sonntaz.

Durch den neuen Jugendmedienschutz-Staatsvertrag soll Jugendlichen nun der freie Zugang zum Internet erschwert werden, zum Schutz vor pornographischen oder gewaltverherrlichenden Bildern. Nach Solariumverbot, Alkopop-Verteuerungen und der Zensur diverser Musikstücke ist das eine weitere Regelung, die Jugendliche vor sich selbst schützen soll. Deutschland hat eine der schärfsten Jugendschutzbestimmungen in Europa.

Bruno Nikles, Bundesvorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Jugendschutz ist der Auffassung, dass durch die Jugendschutzarbeit in Deutschland ein hohes Maß an Schutz erreicht wurde. „Jugendschutz steht nicht im Gegensatz zu Freiheit, sondern ist ein verantwortungsbewusster Beitrag zur gesellschaftlichen Gestaltung“, schreibt Nikles in der sonntaz. Außerdem seien Jugendschützer selbstkritisch genug, um manche Regelungsversuche ebenfalls als überzogen zu bewerten.

Ursula Fehling, Bundesvorsitzende im Bund der Deutschen Katholischen Jugend, glaubt dass die ständige Forderung nach mehr Verboten für Jugendliche nur eine hilflose Reaktion der Jugendschützer ist. „Aus meiner Sicht sind Jugendschutzgesetz und Jugendstrafrecht klar und ausreichend“, schreibt sie in der sonntaz. Ein sozial gerechter Bildungsansatz sei ihrer Meinung nach der beste Schutz. In Debatten über Jugendschutz wäre die Sicht auf Jugendliche oft diskriminierend.

„Ich bin gegen Verbote, dass bringt nichts“, schreibt Rapper KAAS im Streit der Woche. Der Rapper wurde für sein Musikvideo zum Lied „Amok Zahltag“ scharf kritisiert. Ihm wurde vorgeworfen, darin Gewalt und Amokläufe verherrlicht zu haben, wurde davon aber später freigesprochen. „Sobald ein Musiktitel verteufelt wird, wächst die Faszination. Man erreicht also genau das Gegenteil“, schreibt KAAS in der sonntaz. Zur Förderung von Friedfertigkeit und Mitgefühl plädiert der Rapper für ein Schulfach, das Weisheit und Meditation fördert.

Im Streit der Woche äußern sich zudem Dorothee Bär, die Medienkompetenz für den Jugendschutz des 21. Jahrhunderts hält, der Vize-Vorsitzende des Landeselternausschusses Berlin René Faccin, die Jungpiratin Susanne Graf sowie taz.de-Leser Simon Hillebrand.

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