Kolumne Afrika Afrika: Nigeria, eine Katastrophe

Wir sind in Nigeria alle wütend über das Scheitern der Super Eagles in Südafrika. Seit 1998 hat Nigeria kein Spiel mehr bei einer WM gewonnen. Dabei liebt dieses Land den Fußball so sehr.

Präsident Goodluck Jonathans Entschluss, Nigeria für zwei Jahre aus allen internationalen Fußballturnieren zurückzuziehen, hat gemischte Reaktionen hervorgerufen. Aber die Wut des Präsidenten ist verständlich. Beim Fußball geht es nicht um 22 Spieler und ein paar Schiedsrichter, die 90 Minuten lang einem Ball hinterherrennen. Es geht um Nationalstolz. Die Emotionen ganzer Bevölkerungen und die Erfolgsaussichten großer Investitionen hängen an jedem Pass und jedem Tor.

Wir sind in Nigeria alle wütend. Das Scheitern der Super Eagles in Südafrika steht für das Scheitern der Nation. Seit 1998 hat Nigeria kein Spiel mehr bei einer WM gewonnen. Seit 1996 haben wir kein Turnier mehr gewonnen. Dabei liebt dieses Land den Fußball so sehr, dass Nigerianer ihre Differenzen hinter sich lassen, sobald Nigeria Fußball spielt.

Trainer Lars Lagerback bekam 1,3 Millionen Dollar. Die Spieler wurden wie Könige behandelt. Das Land gab 125.000 Dollar für standesgemäße Unterkunft aus und noch einmal so viel für alternative Flüge aus London nach Johannesburg. Rund 220 Offizielle reisten auf Staatskosten und mit Spesen nach Südafrika, es gab 33 Komitees, die öffentliche Gelder ausgaben.

Reuben Abati ist Chefkolumnist der nigerianischen Zeitung Guardian.

Aber der Beschluss, alle Fußballteams des Landes für zwei Jahre von internationalen Turnieren auszuschließen, ist etwas drastisch, zu militaristisch, unsportlich und langfristig kontraproduktiv. Nigerias Regierung hätte einfach die gegenwärtige Mannschaft auflösen und den Prozess des Neuaufbaus einleiten können. Es gibt im Land viele Jungs, die gut Fußball spielen können, aber sie bekommen nie eine Chance, weil einige Dinosaurier das Monopol beanspruchen und weil ein Quotensystem dafür sorgt, dass es für jeden Yakubu und Uche einen Kaita gibt. Viele Spieler in Lagerbacks Aufstellung hatten in Südafrika nichts zu suchen.

Die Regierung hätte Nigerias Fußballbund NFF einfach heimlich auflösen sollen, um Fifas Nichteinmischungsregel nicht zu verletzen. Der NFF ist ein Horrorkabinett. Als ernsthafte Leute ihn leiteten, war Nigerias Fußball leistungsfähig, aber seit die Piraten an die Macht kamen, geht nichts mehr. Die einflussreiche NFF-Mafia versteckt sich unter dem Schirm der Fifa, um Ämter zu bewahren, mit denen sie sich bereichern.

Dass Nigerias Sport eine Bühne des Scheiterns ist, weiß die Öffentlichkeit seit über einem Jahrzehnt. Warum also eine Zwei-Jahres-Sperre? Warum nicht fünf Jahre? Die Sperre hält Nigeria automatisch aus dem nächsten Afrika-Cup und den nächsten Olympischen Spielen heraus. Sie nimmt vielen talentierten, aber entmachteten nigerianischen Athleten die Chance, sich international zu messen. Die traurige Wahrheit ist: In Nigeria funktioniert nichts. Jonathan hätte das gesamte Land suspendieren sollen!

1978/79 traf Ghana eine ähnliche Entscheidung und blieb internationalen Turnieren für drei Jahre fern. In dieser Zeit wurde Ghanas Fußball reorganisiert und neue Beine wurden angeworben. Als Ghana 1982 zurückkehrte, gewannen die Black Stars den Afrika-Cup in Libyen, und seitdem werden sie immer besser. Es gibt keine Garantie, dass Jonathans Sperre zu einem solchen Ergebnis führt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.