Nach Folter im türkischen Gefängnis: Frau Arikan bekommt ein neues Gesicht

Sie wurde in der Türkei verhaftet und in ihrer Zelle dem Feuer überlassen. Hacer Arikan hat ihr Gesicht verloren, buchstäblich. In einer deutschen Klinik bekam sie es zurück.

Bevor ihr Gesicht im Gefängnis verbrannte, war Hacer Arikan eine sehr ernste junge Frau. Bild: privat

BERLIN taz| Im April 2001 wird die Türkin Hacer Arikan in einem Rollstuhl in den Besuchsraum des Bayrampasa-Gefängnisses in Istanbul geschoben. Auf der anderen Seite der Gitterstäbe stehen ihre Eltern. Sie sehen ihre Tochter das erste Mal nach dem Brand, sie blicken auf das, was von ihr übrig ist. Hacer Arikan sitzt im Rollstuhl mit dem Loch im Gesicht und nur Schmerz ist da und sonst nichts. Sie kann nicht laufen, sie kann kaum sprechen, sie kann sich fast überhaupt nicht bewegen. Ihre Eltern stehen vor den Gitterstäben. Und Hacer Arikan lacht.

Hacer Arikan hat ihr Gesicht verloren. Als politisch Verfolgte inhaftiert, wurde Arikan bei der Erstürmung des Bayrampasa-Gefängnis in Istanbul durch Polizei- und Militäreinheiten im Dezember 2000 schwer verletzt und verbrannt. Die Flammen zerstörten fast ihren ganzen Körper. Sie sitzt in U-Haft, weil der türkische Staat der Lehrerin vorwirft, Mitglied einer linken Gruppe zu sein. Arikan bestreitet das.

Trotz der Schmerzen und trotz eines immer noch schwebenden Gerichtsverfahrens gegen Arikan, gibt sie nicht auf. Sie bringt sich selbst wieder das Laufen bei, sie dreht politische Dokumentarfilme, sie behält ihr Lachen.

Im Sommer 2009 reist Arikan nach Deutschland. In Kassel wird sie sich mehreren Operationen zur Rekonstruktion ihrer Kopfhaut und ihrer Nase unterziehen. Die Reise wird von Amnesty International bezahlt, die Operationen aus deutschen Spendengeldern. Fast ein Jahr wird die Behandlung dauern. Während der Zeit nimmt eine Familie in Hessen Arikan auf.

Bei Hacer Arikan sind die Hoffnungen mindestens so groß wie die Schmerzen zwischen den Operationen. In Kassel erlebt sie Niederlagen, aber auch viel Solidarität. Sonntaz-Reporterin Kirsten Küppers hat Hacer Arikan seit September 2009 Zeit begleitet und sie während, nach und zwischen den Operationen immer wieder getroffen.

In ihrer Ganzen Geschichte in der sonntaz erzählt sie, ob Arikan am Ende tatsächlich wieder Haare wachsen ­ wie die Ärzte hofften, ­ ob es klappt mit der neuen Nase und ob damit die medizinische Sensation gelingt.

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