Fraktionschef von Bayerns Grünen: Sepp Daxenberger tritt ab

Er führte Bayerns Grüne 2008 zu ihrem bisher besten Wahlergebnis. Jetzt muss das "Aushängeschild der Partei" das Amt abgeben. Seine Krebserkrankung zwingt ihn dazu.

„Ich habe mir bis vor kurzem gedacht, ich bin ein harter Hund und stecke alles weg“, schrieb Daxenberger an seine Fraktion. Bild: ap

MÜNCHEN taz | Er trägt sein Hemd locker offen, spricht mit kräftiger Stimme, duzt die Journalisten freundschaftlich. Sepp Daxenberger versucht nicht schwach zu wirken, als er am Mittwochnachmittag seinen Rücktritt verkündet. Gerade hat er drinnen im Sitzungssaal der Grünen-Fraktion im bayerischen Landtag seinen Posten als Fraktionschef niedergelegt. Viele Abgeordnete hätten Tränen in den Augen gehabt, sagt die zweite Grünen-Fraktionschefin Margarete Bause.

Es ist kein lang geplanter Rücktritt aus freien Stücken. Daxenberger hat seit längerer Zeit Knochenkrebs. In den vergangenen Wochen wurde die Krankheit schlimmer. Er brauche all seine restliche Energie für seine Familie, sagt Daxenberger. „Ich hätte bis zur kurzem nie denken können, dass im Leben eine Situation kommt, wo die Politik nicht mehr das Wichtigste ist.“

Sepp Daxenberger ist mehr als ein gewöhnlicher Landespolitiker. Margarete Bause nennt ihn „das Aushängeschild der bayerischen Grünen“. Daxenberger hat die Grünen dort mehrheitsfähig gemacht, wo die Menschen seit Jahrzehnten nichts anderes wählten als die CSU: im bayerischen Voralpenland, auf den Dörfern. Daxenberger ist Bauer in Waging am See und wurde dort 1996 zum ersten grünen Bürgermeister Bayerns gewählt. Trotz seiner Krebserkrankung führte er die bayerischen Grünen vor zwei Jahren zum besten Landtagswahlergebnis ihrer Geschichte und half, die absolute Mehrheit der CSU zu brechen. Die Politik gebe ihm Kraft im Kampf gegen den Krebs, sagte er damals im taz-Interview. Er würde wahnsinnig werden, würde er nur noch daheim auf dem Sofa liegen.

Doch die vergangenen Monate kosteten Daxenberger mehr Kraft, als er gehofft hatte. Eine schmerzhafte Therapie zwang ihn zu einer längeren Auszeit. Auch nach seiner Rückkehr musste er immer wieder Termine ausfallen lassen. Seine Krebswerte hatten sich wieder verschlechtert. Am Dienstag kündigte er in einer persönlichen Mail an die Grünen-Abgeordneten seinen Rücktritt an. „Ich habe mir bis vor kurzem gedacht, ich bin ein harter Hund und stecke alles weg“, schrieb Daxenberger. „Aber die Grenzen sehe ich gerade allzu deutlich und muss auch Schwäche zulassen können.“

Die grüne Landtagsfraktion will am nächsten Mittwoch einen neuen Fraktionschef wählen. Die Entscheidung sei derzeit noch offen, sagt Bause, die verbliebene Hälfte der Grünen-Doppelspitze. Als aussichtsreicher Kandidat gilt Daxenbergers Vorgänger, Sepp Dürr.

Sein Mandat im Landtag möchte Daxenberger behalten. Wenn die Therapien Erfolg zeigten, könne er auch vielleicht auch wieder eine Funktion in der Fraktion übernehmen.

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