SPORT: Wettkämpfe kosten viel

Noch immer profitieren die Bremer Männer überproportional von der öffentlichen Sportförderung. Die Verwaltung will die Situation gemeinsam mit den Vereinen verbessern.

Cheerleading: ein Synonym für die Verselbstständigung des Frauensports Bild: dpa

Bei der Mittelverteilung in der Sportförderung werden Frauen und Mädchen nach wie vor benachteiligt. Von den 8,8 Millionen Euro, die das städtische Sportamt 2009 an die Vereine zu verteilen hatte, kamen 5,4 Millionen männerdominierten Sportarten zu Gute. Diese Zuordnung entspringt keineswegs einer feministischen Benachteiligungsphantasie, sondern den Daten und der Einordnung des Sportamts selbst.

Das Thema Gender-Gerechtigkeit im Sport steht noch nicht allzu lang auf der politischen Agenda. Immerhin hatte die SPD in der Bürgerschaft im vergangenen Jahr eine entsprechende Anfrage auf den Weg gebracht, auch der Gleichstellungsausschuss des Parlaments engagiert sich. Die Bremer Statistiken zeigen ein deutliches Bild: Zwar hat beispielsweise Mädchenfußball deutlichen Zulauf, trotzdem können Ballett, Reiten und Tennis nach wie vor als dominante Mädchensportarten gelten. Bei Frauen stehen Gymnastik und Fitness an erster Stelle.

Finanziell werden die Gender-Vorlieben dadurch bedeutsam, dass sie verschiedenartige Anlagen benötigen. Während Frauen auf kleine Hallen angewiesen sind, hat der ball- und wettkampfzentrierte Männersport einen anderen Bedarf. Bis weit in die 80er Jahre hinein war es üblich, wie Sportamtsleiter Ulrich Mix unumwunden eingesteht, vornehmlich in "wettkampforientierte Sportanlagen" zu investieren. Die somit geschaffenen Tatsachen führen bis heute zu einer ungleichen Mittelvergabe.

Einen gewissen finanziellen Ausgleich gibt es im Segment Schwimmen. Den Erhebungen und Einschätzungen des Sportamtes zu Folge gibt es hier jährlich 2,4 Millionen Euro für Frauen und 1,9 Millionen für Männer aus. Die Rechnung geht so: Zwar ist die allgemeine Bädernutzung mit 52 Prozent Frauen und 48 Prozent Männern ausgewogen, doch bei der Nutzung des Kursangebots zeigen sich eklatante Unterschiede: 89 Prozent der Teilnehmenden sind Frauen. Gemeinsam mit der Bäder GmbH will das Sportamt nun überlegen, wie das Kursprofil auch für Männer attraktiver werden kann.

Das Sportamt will, so die Bekundung, Gender-Gerechtigkeit in allen Bereichen fördern. Es würden gezielt die Vereine gefördert, sagt Mix, die ihr Angebot entsprechend "dem neuen Zeitgeist" umstellen. Sprich: Der Bau von kleineren Hallen und Räumen, in den beispielsweise Yogakurse angeboten werden, hat Priorität. Mittlerweile sind auch die Zeiten vorbei, in denen die Cheerleaderinnen, die die großen Sportwettkämpfe der Männer "verschönern", statistisch zu Erhöhung des Frauenanteils dieser Sportarten genutzt wurden.

Allerdings gibt es aktuelle Ungereimtheiten auf den Vorstandsebenen, in denen die Bremer Frauen lediglich mit 12 Prozent vertreten sind. Der Landessportbund, wo seit dem Wechsel von Ingelore Rosenkötter (SPD) in den Senat offenbar wieder die männliche Funktionärsriege unangefochten den Ton angibt, entsendet ausschließlich männliche Vertreter in den Radio Bremen-Rundfunkrat. Laut novelliertem Radio Bremen-Gesetz ist das nicht zulässig. Die Begründung des LSB, es hätten keine Kandidatinnen zu Verfügung gestanden, bezeichnet die Landesfrauenbeauftragte als unzutreffend.

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