Wulffs Nachfolger in Niedersachsen: Junior-Chef am Zug

Christian Wulffs Abgang ist vor Ort kein Schock: Die Thronfolge ist geregelt. Jetzt kommt "Mac" – Wulffs politischer Ziehsohn David McAllister. Er hat es nicht leicht.

David McAllister bekommt von Wulff die schwierige Haushaltsklausur vererbt. Bild: ap

HANNOVER taz | Wie man seine Nachfolge bestellt, das wenigstens lässt sich vom designierten Bundespräsidenten Christian Wulff lernen: Die niedersächsische Union ist weder geschockt, noch brechen Grabenkämpfe auf. Schließlich galt Wulff als amtsmüde.

Und der Erbe steht fest, fast so unumstritten wie in einer dynastischen Monarchie: Sein politischer Ziehsohn David McAllister löst Wulff als Chef der niedersächsischen Landesregierung ab. Das war klar, sobald die Nominierung durchsickerte.

In der Partei nennen sie ihn, vorhersehbar, "Mac". Und nicht erst, dass der Ministerpräsident dem Sohn eines Schotten und einer Deutschen vor zwei Jahren den Parteivorsitz überließ, war ein deutliches Signal gewesen. Auch dass McAllister Angela Merkel 2005 absagte, als sie ihn zum Generalsekretär der Bundespartei machen wollte, hatte als Zeichen für eine vereinbarte Stab-Übergabe gegolten.

Ja, eigentlich waren die innerparteilichen Messen schon 2003 gesungen, als Wulff seine erste Amtszeit begann, und die Landtags-CDU sein 32-jähriges Protégé zum jüngsten Fraktionsvorsitzenden Deutschlands gekürt hatte. Jetzt ist er also 39 und nicht mehr bloß Junior-Chef.

Ihm war, heißt es, die Zeit allmählich lang geworden. Und es sind auch erste Abnutzungserscheinungen zu erkennen: Bei der letzten Fraktionsvorstandswahl bekam er nur noch 83,6 Prozent Zustimmung – zwölf Prozent weniger als noch 2007. Und die Lust am Polarisieren, am politischen Streit – sie scheint ihm einigermaßen vergangen.

In den Anfangsjahren hatte McAllister mit jungenhaftem Charme, Schlagfertigkeit und durchaus witziger Polemik am Profil eines modernen Konservativen gebastelt, der, weltoffen, englisch parliert und traditionalistisch-kokett im Kilt heiratet.

Reagan, und Thatcher nennt er seine Vorbilder, nicht zu vergessen Helmut Kohl. Und als ihn Sigmar Gabriel im Landtag wegen seines Hangs zu Attacken "Wulffs Terrier" schimpfte, konterte McAllister, das sei er lieber, als Schröders Mops.

Zuletzt aber hat er sich dem Präsidial-Stil seines Mentors angenähert. "Er ist ja zuletzt nur noch in Wulffs Windschatten gesegelt", sagt Stefan Wenzel, der Chef der Landtags-Grünen. Wulff, muss man wissen, hatte den Sieg bei der letzten Landtagswahl mit dem Versprechen eingefahren, sich bei einer gesunkenen Beteiligung einen Bart wachsen zu lassen. Zu anderen Themen hatte er gelächelt.

"Ein derart personenzentrierter Wahlkampf wird McAllister nicht reichen", so der exakt vor einer Woche gewählte neue SPD-Landesvorsitzende Olaf Lies. Seine Partei war 2007 schier daran verzweifelt, die Landesregierung mit inhaltlichen Debatten zu stellen. Jetzt erwarte er "eine konservativere Politik", so Lies. "Ich bin sicher, dass die Reibungspunkte durch die Amtsübergabe deutlicher werden".

Ungünstig sind die Start-Bedingungen des Halb-Schotten: Davon, dass die anstehende Haushaltsklausur auf die Zeit nach Wulff verschoben wird, ist auszugehen. Und Niedersachsen ist von allen norddeutschen Bundesländern am schlechtesten durch die Wirtschaftkrise gekommen. Es stehen drastische Sparbeschlüsse an: Ein mieser Start, um ein liebenswertes Image aufzubauen.

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