Menschenrechtler Chebeya: Blut an Mund, Nase und Ohren

Floribert Chebeya wurde offenbar vor seinem Tod misshandelt und am Ende erwürgt. Hinweise auf Polizeimord verdichten sich. In Kinshasa wächst die Sorge um die Sicherheit.

Floribert Chebeya, fotografiert 2008 vor dem Reichstag. Bild: Fraktion Die Linke

BERLIN taz | Der in der Demokratischen Republik Kongo tot aufgefundene Menschenrechtsaktivist Floribert Chebeya wurde vor seinem Tod misshandelt und dann möglicherweise erwürgt. Dies erfuhr die taz gestern aus dem Umfeld der von Chebeya geführten Organisation "Voix des Sans-Voix" (VSV), nachdem eine VSV-Delegation in Begleitung von UN-Mitarbeitern am Donnerstag nachmittag erstmals die Leiche des Toten unter Polizeigewahrsam besichtigen konnte.

Mit Ausnahme des Kopfes war der Körper verhüllt, ihn zu berühren oder zu fotografieren war verboten, aber was zu sehen war, genügte: Blut an Mund, Nase und Ohren, eine Beule an der Stirn und Schwellungen am Hals, die auf Strangulierung hindeuten.

Chebeya, der bekannteste Menschenrechtsaktivist des Kongo, war am Dienstag abend verschwunden, nachdem er einer Vorladung des Polizeichefs John Numbi gefolgt war. Die Polizei gab am Mittwoch die Auffindung seiner Leiche bekannt. Die erst am Donnerstag gewährte Teilbesichtigung von Chebeyas Leiche nährt nun den Verdacht, wonach er von der Polizei ermordet wurde.

Eine Exilquelle berichtet unter Berufung auf Kontakte in Kinshasas Polizeiappara, der VSV-Chef sei beim Treffen mit Numbi gefesselt worden; dass er beim Erdrosseln starb, sei möglicherweise nicht eingeplant gewesen. Sein Fahrer habe den Toten erst wegschaffen müssen und sei dann ebenfalls umgebracht worden, bevor die Polizei schließlich das Auto mit Chebeyas Leiche "fand".

Die ins Kraut schießenden Spekulationen nähren die Angststimmung in Kongos Hauptstadt: Wenn ein international so bekannter Aktivist straflos getötet werden kann, ist niemand mehr sicher. "Die Stimmung in Kinshasa ist sehr angespannt", berichtet ein Kontaktmann der mittlerweile abgetauchten VSV-Führungsriege. "Je länger es dauert mit der Freigabe der Leiche, desto angespannter". Militante Jugendgruppen in Stadtteilen, die Hochburgen der Opposition gegen Präsident Joseph Kabila sind, würden bereits für Protestaktionen mobil machen.

In einem ungewöhnlichen Schritt forderte UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon persönlich eine "transparente und unabhängige Untersuchung". Der UN-Sonderbeauftragte für extralegale Hinrichtungen, Philip Alston, erklärte, die Umstände von Chebeyas Tod "legen eine offizielle Verantwortung nahe". Die Morde seien "Teil eines zunehmenden Trends der Einschüchterung und Verfolgung von Menschenrechtsverteidigern, Journalisten, politischen Oppositionellen, Opfern und Zeugen in der Demokratischen Republik Kongo".

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.