Sicherheit: Plausch mit der Notrufsäule

Nach den Gewalttaten auf Hamburger U-Bahnhöfen weist die Hochbahn Vorwürfe über Sicherheitsdefizite zurück: Man habe getan, was technisch möglich sei.

Informations- und Notrufsäule: Bei Fragen und Unwohlsein soll hier geholfen werden. Bild: Hochbahn

Günter Elste, Chef der Hamburger Hochbahn (HHA), hat Vorwürfe über Sicherheitsdefizite auf Bahnhöfen, in U-Bahnen und Bussen zurückgewiesen. "Noch nie in der Geschichte der U-Bahn hat es so viele Sicherheitsmaßnahmen gegeben wie heute", sagt Elste. Dass es in letzter Zeit zur Häufung von Gewaltakten gekommen sei - wie die Messerattacke im U-Bahnhof Jungfernstieg mit einem Toten und die Schlägerei im U-Bahnhof Niendorf mit einem Schwerverletzten - sei kein Ausdruck mangelnder Sicherheitsvorkehrungen oder von zu wenig Sicherheitspersonal, beteuert Elste: "In Niendorf waren sogar sechs Mitarbeiter der Hochbahnwache im Dienst, sie waren nur auf einer anderen Ebene und es ging alles ganz schnell.

Seit 15 Jahren habe die HHA ihr Sicherheitskonzept kontinuierlich verfeinert. 220 MitarbeiterInnen seien mittlerweile an den Hochbahn-Wachen im Dienst, was dazu geführt habe, dass die Zahl von Gewalttaten in dem Zeitraum von jährlich 600 auf 236 Gewalttaten im Jahr 2009 zurückgegangen sei, wovon sich allein 84 Delikte in den Wochenendnächten zwischen null und sechs Uhr ereignet hätten.

Die Sicherheitskräfte der Hochbahnwachen würde lagebedingt bei Anlässen um 100 Fahrkartenkontrolleure verstärkt. "Da lassen wir lieber mal eine Kontrolle ausfallen", sagt Elste. Er betont aber, dass lediglich drei Prozent aller Gewaltdelikte in Hamburg im Bereich des Nahverkehrs passieren. Das wären bei 400 Millionen Beförderungen im Jahr eine Marginalie. Zudem seien inzwischen alle U-Bahn-Waggons und Busse mit Videoüberwachung ausgestattet. "Wir tun alles, was technisch möglich ist", sagt Elste. "Andere Patentlösungen drängen sich im Moment nicht auf."

Der HHA-Chef appelliert an die Fahrgäste, von den Sicherheitseinrichtungen Gebrauch zu machen. So wäre an jeder U-Bahntür ein Notruf, über den mit dem Zugführer Kontakt aufgenommen werden könnte. Und auf den Bahnsteigen befänden sich Notrufsäulen, die laut Elste auch als Informationssäulen verstanden werden sollten. "Die Hemmschwelle, davon Gebrauch zu machen, muss einfach niedriger werden", fordert er. "So etwas wie Missbrauch gibt es nicht." Selbst wenn sich jemand abends auf einem leeren Bahnhof "unwohl" fühle oder bedrängt werde, sollte die Notrufsäule betätigt werden. Dann schalte sich in der Leitzentrale sofort die Videoüberwachung ein und es könnte über Lautsprecher kommuniziert werden. "Dann weiß ich, ich bin nicht ganz allein", sagt Elste "Über Lautsprecher kann man auch einen Aggressor direkt ansprechen und er weiß, dass er gefilmt wird." Schon das könnte auf Gewalttäter abschreckend wirken.

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