Krach um den Schal: Anrüchiges Accessoire

Der orange Schal, meistbegehrtes Kaufobjekt auf dem Ökumenischen Kirchentag, entstammt nicht fair gehandelter Produktion – eine Kirchentagsresolution rügt dies scharf.

Glücklicher Besitzer eines orangenen Schals. Bild: thomas dashuber

MÜNCHEN taz | An den Schals sollt ihr sie erkennen, an diesen Halstüchern werden sie erkannt worden sein: Auch beim 2. Ökumenischen Kirchentag zählt ein schlankes Textil zu den beliebtesten Goodies des Ereignisses. Apfelsinenfarben signalisiert es auf Anhieb, dass man zu diesem Ereignis zählt – und in München steht die Losung auf dem Teil: „Damit ihr Hoffnung habt.“

Viele Kirchentagsbesucher, ob katholisch oder evangelisch, sammeln diese Wickeltücher – manche tragen Schals vergangener Kirchentage auch aktuell zur Schau, andeutend, dass sie keine Eleven sind.

Aber die Schals des 2. Ökumenischen Kirchentags haben etwas Anrüchiges, denn sie tragen am schmalen Saum ein Etikett der Kettenboutique S. Oliver. Kenner der Fair-Trade-Szene erschraken: Das ist keine Firma, die sich in ihrer Produktion fair gehandelter Baumwolle bedient. Zwar ist es mit dem Label „Cotton-made-in-Africa“ versehen, aber, so beanstandeten Dritte-Welt-Aktivisten aus dem kirchlichen Bereich, dieses Etikett steht nicht für fairen Handel.

Eine Kirchentagsresolution, der nach aktuellem Stand mehrere Tausend Menschen auf der Veranstaltung „Globales Wachtum ohne Ende“ zustimmten, rügt den Verkauf dieser mutmaßlich dubios gehandelten Schals scharf – der Resteverkauf dieser Tücher stockte nach Bekanntwerden der Nachrichten, dass der Kirchentag diese Accessoires von jenem Anbieter einkaufte, heftig. Fragwürdig ist ohnehin, weshalb S. Oliver als Partner den Zuschlag für die Bereitstellung der Sammel- und Trageobjekte erhielt. Denn in der Ausschreibung des Kirchentags hieß es eindeutig, diese Schals zu produzieren darf nur einer Firma mit dem offiziellen Kirchentagsplazet gestattet sein, die sich dem fairen Handel verpflichtet und über entsprechende Zertifikate verfügt. Ähnlich verhält es sich auch bei Kirchentagskaffee.

In der Resolution der Dritte-Welt-Aktivisten heißt es, dass für künftige Kirchentage Firmen wie S. Oliver nicht den Zuschlag für die Produktion der Schals erhalten dürfen. Wörtlich heißt es: „In dieser Entscheidung für Fairen Handel spiegelt sich die Verpflichtung der Kirchen wieder, sich für Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung einzusetzen, wie sie auch von den TeilnehmerInnen des 2. ÖKT im Rahmen der Aktion 'Wir nehmen uns beim Wort' verlangt wird.“ In der Resolution wird weiter formuliert: „Der Kirchentag unterstützt“ (mit den Schals aus dem Hause dieser Modekette) „möglicherweise ungewollt das Greenwashing eines konventionellen Textilunternehmens.“

Die Kirchentagsleitung war für eine Stellungnahme zu diesem Fall nicht zu erreichen. Die Resolution erreichte eine solche Zustimmung, dass das Kirchentagspräsidium sie auf seiner nächsten Sitzung reagierend erörtern muss.

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