Russen bauen AKW in der Türkei: Erdogan setzt auf Atomenergie

Die Türkei will in dem Städtchen Akkuyu ihr erstes Atomkraftwerk bauen. Ein Firmenkonsortium unter russischer Führung wird das AKW errichten. 2017 soll es ans Netz gehen.

Greenpeace protestiert gegen den Plan in Akkuyu ein AKW zu bauen. (Archivbild von 1999). Bild: dpa

ANKARA afp | Russland baut das erste Atomkraftwerk der Türkei. Den Vertrag unterzeichneten beide Seiten am Mittwoch beim Besuch des russischen Präsidenten Dmitri Medwedew in Ankara, wie offiziell mitgeteilt wurde. Die Kosten für das Projekt im südtürkischen Akkuyu belaufen sich demnach auf rund 20 Milliarden Dollar (rund 15,8 Milliarden Euro).

"Dies ist ein wichtiger Schritt", sagte der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan. Mit dem Bau werde nach der Ratifizierung des Vertrages durch die Parlamente beider Länder begonnen. Medwedew sagte, mit dem Abkommen werde eine "neue Seite in unserer Zusammenarbeit" aufgeschlagen. Die Vereinbarung zeige, dass die Partnerschaft zwischen beiden Ländern mehr sei als ein Lippenbekenntnis.

Russische Firmen werden nach Medienberichten rund 75 Prozent der Arbeiten an dem Kraftwerk übernehmen. Die vier Reaktoren sollen eine Gesamtleistung von 4.800 Megawatt haben und im Jahr 2017 ans Netz gehen. Ein Firmenkonsortium unter russischer Führung hatte im vergangenen Jahr die Ausschreibung für den Bau des Kraftwerks gewonnen, doch war die Entscheidung von einem Gericht zunächst aufgehoben worden. Nun gebe es keine Probleme mehr, sagte der türkische Energieminister Taner Yildiz nach einem Bericht der Zeitung Hürriyet.

Die türkische Regierung strebt den Bau mehrerer Atomkraftwerke an, um das Land aus der Abhängigkeit von Erdgaslieferungen aus Russland und dem Iran zu befreien. Atomgegner und Umweltschützer protestieren gegen die Pläne und verweisen unter anderem auf die überall in der Türkei bestehende Erdbebengefahr. Nach Medienberichten haben seit Jahresbeginn rund 700 Einwohner das Städtchen Akkuyu aus Angst vor möglichen Atomunfällen in dem geplanten Kraftwerk verlassen.

Der Vertrag über den Bau des Atomkraftwerks war eines von rund 20 Abkommen, die Medwedew und Erdogan am Mittwoch unterzeichneten. Die geschlossenen Verträge sehen laut Medwedew russische Investitionen in Höhe von 25 Milliarden Dollar vor. Das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern soll laut Erdogan binnen fünf Jahren auf jährlich 100 Milliarden Dollar steigen. Beide Länder vereinbarten außerdem die Aufhebung der Visa-Pflicht für Aufenthalte unter 30 Tagen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.