2. Ökumenischer Kirchentag eröffnet: Kirche ohne Missbrauch

Der Kirchentag in München ist eröffnet. In rund 3.000 Veranstaltungen soll die Seite der Kirche gezeigt werden, die nicht von Missbrauchsskandalen dominiert wird.

Der Kirchentag behandelt den Missbrauchsskandal nur auf wenigen Veranstaltungen. Bild: dpa

MÜNCHEN taz | „München wird den Begriff der Ökumene weiten.“ Unmittelbar vor der offiziellen Eröffnung des zweiten Ökumenischen Kirchentags in München scheute sein evangelischer Präsident, Eckhard Nagel, vor Hunderten von Journalisten nicht das große Pathos. „Wir wollen voneinander lernen“, versprach er. Ohne Ökumene sei die Zukunft des Christentums nicht möglich.

Bis Sonntag werden in München rund 125.000 Christinnen und Christen erwartet, die gemeinsam über die Konfessionsgrenzen hinweg ihren Glauben feiern wollen – und über all das reden werden, was sie bewegt. Dazu sind rund 3.000 Veranstaltungen vor allem in den Messehallen Münchens, aber auch in der ganzen Innenstadt geplant. Neben kirchlichen Themen wie die Ökumene werden auch viele politische wie die Finanzkrise und der Klimawandel besprochen werden.

Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx sagte, vom Kirchentag soll ein „lebendiges Hoffnungszeichen“ ausgehen. Der „Zwang zur Ökumene“ sei gelegentlich „ganz heilsam“. Die Organisatoren wiesen Wertungen zurück, dass die Zahl der Teilnehmer schon jetzt ein Misserfolg sei, auch wenn der erste Ökumenische Kirchentag in Berlin rund 200.000 Menschen an die Spree gelockt hatte.

Durch das große Christentreffen, das zweite nach dem ersten in Berlin vor sieben Jahren, soll, so Nagel, auch „die andere Seite der Kirche erkennbar werden“, nämlich die, die nicht dominiert ist durch die Missbrauchsskandale der vergangenen Monate. Manche Christen hätten in letzter Zeit ob der Skandale den Boden unter den Füßen verloren.

Großer Rummel bei Käßmanns Buchvorstellung. Bild: dpa

Tatsächlich thematisiert der Kirchentag den Missbrauchsskandal nur auf einer Handvoll Veranstaltungen – die sind aber hochkarätig besetzt, unter anderem durch den „Missbrauchsbeauftragten“ der deutschen Bischofskonferenz, den Trierer Bischof Stephan Ackermann, und die Beauftragte der Bundesregierung zur Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs, Christine Bergmann. Der katholische Präsident des Kirchentags, Alois Glück, sagte dazu, die Güte der Auseinandersetzung mit dem Thema werde nicht durch eine „Vielzahl“ von Veranstaltungen gesichert, „eine Wiederholung“ brächte nichts. Nagel verwies darauf, dass die Programme schon gedruckt waren, als das Thema aufkam.

Einen Star des Kirchentags, das wurde bei der Eröffnungspressekonferenz deutlich, gibt es schon jetzt: So fragte ein Journalist die Organisatoren, ob es nicht eine Vereinbarung gebe, dass es bei den Kirchentagen nicht andere größere Ereignisse gleichzeitig in der jeweiligen Stadt geben solle – und wie das mit der Buchvorstellung der ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, am Mittwochnachmittag in einer Buchhandlung in der City zu vereinbaren sei. Die wegen einer Alkoholfahrt zurückgetretene Landesbischöfin von Hannover wird erstmals auf dem Kirchentag wieder in der Öffentlichkeit auftreten. Auf insgesamt elf Veranstaltungen.

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