Ribéry droht bei Ermittlungen WM-Verbot: Das Nationaltrikot ist heilig
Um eine Teilnahme Franck Ribérys bei der WM nicht zu gefährden, werden die Ermittlungen in dem französischen Sex-Skandal erst einmal auf Eis gelegt.
PARIS afp | Im Sexskandal um Spieler der französischen Nationalmannschaft müsste Bayern-Star Franck Ribéry bei formellen Ermittlungen gegen sich auf die Teilnahme an der Fußball-Weltmeisterschaft verzichten. Dann könne Ribéry das Nationaltrikot nicht tragen, sagte Sportstaatssekretärin Rama Yade. Die Tageszeitung Libération berichtete am Freitag, die Ermittler wollten deshalb mit weiteren Schritten bis nach dem WM-Turnier warten.
"Das Trikot der französischen Nationalmannschaft ist heilig", sagte Yade im Fernsehsender Canal plus. Es könne nicht von jemandem "getragen werden, gegen den Ermittlungen eingeleitet wurden".
Doch in der französischen Regierung gibt es auch andere Stimmen: "Ich finde, dass dieser Affäre eine überzogene Bedeutung beigemessen wird", sagte Einwanderungsminister Eric Besson der Online-Ausgabe des Magazins Paris-Match. Natürlich müsse Prostitution mit Minderjährigen verurteilt werden. Aber Ribéry habe "wie jeder Bürger das Recht auf die Unschuldsvermutung". Er plädiere dafür, Ribéry in Ruhe zu lassen, bis Klarheit in dem Fall herrsche, damit sich "die französische Mannschaft gelassen auf die Weltmeisterschaft vorbereiten kann".
Ribéry hat laut Pariser Staatsanwaltschaft zugegeben, Kontakt zu einer Prostituierten gehabt zu haben. Er versicherte demnach aber, nicht gewusst zu haben, dass sie seinerzeit minderjährig war. Die Frage, ob Ribéry über das Alter der Prostituierten informiert war, ist entscheidend für die Einleitung eines Strafverfahrens. Für Beziehungen mit minderjährigen Prostituierten sieht das französische Recht Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren und Geldstrafen von bis zu 45.000 Euro vor.
Die heute 18-jährige Prostituierte Zahia Dehar bekräftigte in einem Interview mit der französischen Illustrierten Paris Match, weder Ribéry noch andere französische Fußballer unter ihren Kunden hätten gewusst, dass sie minderjährig gewesen sei. Am 7. April 2009 flog sie demnach nach München, um Ribéry zu treffen. "Das war zu seinem Geburtstag, als er 26 wurde." Ribéry habe dafür ein Zimmer in einem Luxushotel reserviert. "Wir haben Sex gehabt, und er hat mich bezahlt." Wie alt sie gewesen sei, habe er nicht gewusst.
Neben Ribéry soll auch Real-Madrid-Stürmer Karim Benzema mit der jungen Frau Sex gehabt haben, als sie noch minderjährig gewesen ist. Die Zeitung Libération zitierte einen leitenden Ermittler mit der Angabe, Benzema solle erst nach der WM vom 11. Juni bis 11. Juli vernommen werden. "Vor der Weltmeisterschaft bewegen wir uns nicht mehr", sagte er laut dem Blatt. "Es ist nicht sehr nützlich, zu schnell vorzugehen. Die Folgen könnten zu schwerwiegend sein." Laut Libération wollen die Ermittler auch bei Ribéry nicht das Risiko eingehen, ihn der WM-Teilnahme zu berauben.
Der Europaabgeordnete Daniel Cohn-Bendit stellte sich hinter Ribéry. Er sei davon überzeugt, dass Ribéry nicht gewusst habe, dass die Dehar minderjährig gewesen sei. Im Übrigen seien Sex-Affären von Nationalspielern nichts Neues, sagte der Grünen-Politiker im Radiosender Europe 1. "Das weiß man doch schon lange, dass Fußballer ins Bordell gehen". Er erinnerte dabei an die Fußballweltmeisterschaft 1970 in Mexiko. Damals waren deutsche Spieler nachts aus ihrem Quartier ausgebrochen und in den nächsten Ort mit einem Bordell gefahren.
Leser*innenkommentare
d lede
Gast
So, die deutschen Nationalspieler sind 1970 mit einem Bordell gefahren.
Wie muß ich mir das vorstellen? Hat damals ein "Bordell-Bus" die ganzen Quartiere der Nationalmannschaft angefahren?
Christian D.
Gast
Ja wenn das alle Fußballer machen, dann is ja gut, oder wie darf ich Herrn Cohn-Bendit verstehen? Aber der hätte ja sicher auch kein größeres Problem damit, wenn die Dame minderjährig gewesen wäre, seinen früher Veröffenlichungen nach zu urteilen. Und was wäre, wenn der Fußballer ein Drittligarumpelfußballer gewesen wäre, wären die Ermittlungen dann auch "verschleppt" worden? Und eine moralische Unschuldsvermutung gibt es ja nun noch nicht.