Kommentar Tennis-Diskriminierung: Ein Armutszeugnis

Gerade in der Jugendarbeit haben Sportvereine noch andere Aufgaben, als Spitzennachwuchs zu produzieren. Wer sonst sollte Jugendlichen vermitteln, dass Abweichungen von der Norm zum Leben dazugehören?

"Tennismütter", so nannten wir früher die Eltern, die Drill, Züchtigung und Tennis-Ellenbogen als probate Disziplinarmittel ansahen und dabei für ihre Kinder immer nur "das Beste" wollten. Aber das Beste musste es schon sein. Wo könnte ein Krieg der Tennismütter also besser stattfinden als in einem Tennisclub?

Die Kinder hätten Angst gehabt, richtete die Jugendwartin der Mutter einer Zwölfjährigen mit Down-Syndrom aus, das nun nicht mehr mitspielen darf. Angst vor dem Aussehen, und vor den Geräuschen. Selbst wenn es so wäre - erinnert sich noch jemand an das Stöhnen der Monica Seles, ehemals Nummer eins der Tennisdamenwelt?

Leistungsdenken kann im Leistungssport durchaus als legitim gelten. Aber gerade die Jugendarbeit von Sportvereinen hat auch noch andere Aufgaben als den Spitzensportlernachwuchs für morgen zu produzieren - Sport soll Kindern und Jugendlichen vor allem Spaß machen, eine sinnvolle Freizeitgestaltung sein. Und Sportvereine haben auch Integrationsaufgaben, unter anderem deshalb sind sie - anders als Muckibuden - steuerbefreit.

Ein Armutszeugnis ist es, wenn eine Jugendwartin vor - vermeintlichen oder tatsächlichen - Ängsten von Jugendlichen einknickt: Wer sonst sollte ihnen vermitteln, dass Abweichungen von der Norm keine Bedrohung sind, sondern zum Leben dazugehören?

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