Deutsches Fernsehen: Im Zeichen der Krise

Trotz Krise beweist das Deutsche Fernsehen, dass ihre eigenen Produktionen international wettbewerbsfähiger werden. Bestes Beispiel ist die Doku "Das Wunder von Leipzig".

Erfolgsmodell Stefan Raab. Bild: promo/pro7

Die größte Programmmesse der Welt, die Mip TV in Cannes, zeigt: Deutsches Fernsehen kann international mithalten. In Südfrankreich wurde die deutsche Dokumentation „Das Wunder von Leipzig“ für eine Auszeichnung auf dem renommierten Fernsehfestival im Kanadischen Banff nominiert.

„Die Produzenten haben mittlerweile gelernt, wie man Dokumentation macht, die auch auf dem internationalen Markt funktionieren“, kommentiert die Geschäftsführerin von United Docs, Silke Spahr, das Ergebnis. Der Vertrieb, den sie leitet, hat im letzten Jahr mehr als 1.000 Stunden Dokumentation ins Ausland verkauft.

SevenOneInternational gelingt es sogar, Ideen für Show-Formate erfolgreich zu vertreiben, etwa „Schlag den Raab“, das als „Beat The Star“ sogar nach England ging und für den englischen Privatsender ITV in Köln mit englischem Publikum und englischen Promis aufgezeichnet wurde. An der Cote D‘Azur hat auch die Münchener Produktionsfirma Tandem Communications ihre nächsten großen Vorhaben verkündet: „Pompeii“ - einen aufwändigen TV-Mehrteiler, der für den Weltmarkt gemeinsam mit Sony Pictures und weiteren Partnern realisiert wird, und die Serie „World Without End“, die in Kooperation mit Ridley Scott verfilmt wird. „Die Säulen der Erde“, mit 40 Millionen Dollar ein anderes Megaprojekt der Münchener, wurde bereits in die USA verkauft.

Die Krise jedenfalls mischt die Karten neu und verhilft so manchen deutschen Produzenten zu Vorteilen. Denn mehr denn je, sind internationale Koproduktionen gefragt, um die hohen Kosten zu stemmen. Deutsche Produktionsunternehmen sind verstärkt auf der Suche nach internationalen Partnern und haben gute Chancen. „Neu ist das Interesse und Engagement von Sendern und Produzenten aus dem angloamerikanischen Raum“, stellt Jan Mojto fest, „bisher waren Amerikaner und Briten an internationalen Koproduktionen kaum interessiert, weil ihre eigenen Märkte groß genug waren. Jetzt öffnen sie sich.“

Die Engländer beispielsweise seien dabei sehr aktiv, suchten Koproduzenten und seien bereit, auch künstlerische Mitwirkung zuzulassen - so der Filmproduzent und Rechtehändler, dessen Firmengruppe Eos, Beta Film, Beta Cinema, Unitel, Classica und Kineos umfasst. Der gebürtige Slowake und seinerzeit zweite Mann im Kirch-Imperium hat bereits zahlreiche aufwändige internationale Koproduktionen für das Fernsehen verwirklicht: „Wir selbst haben gerade die Dreharbeiten für den Zweiteiler über die im Zweiten Weltkrieg von Deutschen versenkte ‚Laconia’ abgeschlossen.“

Das Budget betrug 13 Millionen Euro und ist ein Gemeinschaftsprojekt von ARD und BBC. Produziert wurde es hauptsächlich von der Ufa-Tochter teamWorx. Immer wieder wird über die Umsätze im TV-Export-Geschäft spekuliert, genaue Zahlen zu errechnen bleibt allerdings schwierig, weil die Bilanzen nicht klar ausweisen, was beispielsweise durch Rechte für neue Medien, durch das Koproduktionsgeschäft oder auch durch Fernsehware aus dem Ausland, die von deutschen Firmen vertrieben wird, generiert wird.

Der Vertrieb Beta etwa verfügt noch über einen Angebotskatalog, der auf Kirch-Zeiten zurückgeht und alte amerikanische Klassiker wie „Citizen Kane“ beinhaltet. Der Geschäftsführer von Studio Hamburg Distribution, Gerd Richter-Kiewning, schätzt vorsichtig, das der Programmexport von rein deutschen Fernsehproduktionen ohne internationale Koproduktionen oder sonstiges Engagement um die 150 Millionen Euro jährlich betragen könnte. Die Umsätze der wichtigsten deutschen Programmvertriebe dürften aber ein Gesamtvolumen von mindestens 300 Millionen Euro umfassen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.