Spekulationen über Rückzug aus China: Chinesische Partner verunsichert

Es kann sich nur noch um wenige Tage handeln, bis Google seine Entscheidung bekannt gibt: Die Anzeichen mehren sich, dass der Online-Konzern sich aus China zurückzieht.

Rund 30 Prozent Marktanteil im Suchmaschinen-Business soll Google in China mittlerweile erobert haben. Bild: dpa

Etwas mehr als zwei Monate sind inzwischen seit Googles Ankündigung vergangen, sein Engagement in China zu überdenken. Man wolle in Reaktion auf großflächige Cyber-Angriffe auf gar keinen Fall mehr seine Suchmaschine in dem Riesenreich zensieren, hatte Hausjustiziar David Drummond mitgeteilt. Viel getan hat sich seit dem schlagzeilenträchtigen Blog-Eintrag, der dem Internet-Konzern viel Lob einbrachte, allerdings nicht. Man verhandele nach wie vor mit der Regierung, gab Firmenchef Eric Schmidt erst kürzlich auf dem Medienforum in Abu Dhabi bekannt, und werde die Entscheidung bald mitteilen.

Seitens der chinesischen Staatsführung war zunächst noch weniger zu hören - dort wollte man sich noch nicht einmal zu eventuell geführten Gesprächen äußern. Nur der zuständige Informationsminister fand in der vergangenen Woche erstmals Worte. Positiv für Google waren die allerdings nicht: Li Yizhong drohte am Freitag, Google müsse sich "wie alle anderen Firmen auch" an die "chinesischen Gesetze und Regeln" halten. Sonst müsse das Unternehmen damit rechnen, "die Konsequenzen zu tragen". Wer chinesische Gesetze verletze, sei "unfreundlich und unverantwortlich". Danach, dass die Regierung dem Internet-Konzern erlauben könnte, seine lokale Suchmaschine "Google.cn" ohne Filter zu betreiben, hörte sich das nicht an - im Gegenteil. Die wird, trotz Drummonds Ankündigung, im Übrigen noch immer brav weiterzensiert.

Entsprechend mehren sich die Anzeichen, dass Google letztlich den Weg des geringsten Widerstandes gehen könnte. Rund 30 Prozent Marktanteil im Suchmaschinen-Business soll der Online-Riese in China mittlerweile erobert haben, macht dort aber nur verhältnismäßig kleine Geschäfte. So wäre denkbar, dass Google künftig "Google.cn" dicht macht und sich auf andere Dienstleistungen - etwa den Verkauf von Werbeflächen in seinen Suchmaschinen in anderen Ländern an chinesische Firmen - konzentriert. Google-Gründer Sergey Brin, der selbst als Kind unter dem Sowjetregime litt, hatte das gefilterte Angebot sowieso von Anfang an nicht gemocht, wollte aber den wichtigen Markt nicht verlieren.

Googles chinesische Partner erwarten indes baldmöglichst eine klare Ansage. In einem offenen Brief an den Konzern äußerten sich Anfang dieser Woche insgesamt 27 Wiederverkäufer von Online-Werbung auf "Google.cn" negativ zur aktuellen Unsicherheit. Sie litten unter "großen Schmerzen", hätten Probleme mit ihren Kunden und wüssten nicht, wer sie kompensiere, sollte die Seite dichtgemacht werden. "Wir wissen, dass Google seine eigenen Werte hat, können aber nicht verstehen, warum Google bislang mit uns keinerlei Gespräche über zukünftige Lösungen geführt hat." Jeden Tag verliere man Geld.

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