Initiative für Verzehr-Verbot: China streitet über Hundefleisch

Rechtsexperten wollen dem Volkskongress in China einen Gesetzesentwurf vorlegen, der den Verzehr von Hunden verbietet. Doch viele Chinesen halten die Vierbeiner für eine gesunde Delikatesse.

Gut für die männliche Potenz? Hund. Bild: dpa

PEKING taz | Man nehme: ein Pfund Hundefleisch, einen halben Liter Wasser, etwas Essig und Öl und koche alles zusammen in einem Topf auf. Dann den Schaum abschöpfen. Sojasoße, Salz, Reiswein, Zucker und etwas Nelkengewürz, Ingwer, Zimt, Fenchel, Stern-Anis, getrocknete Mandarinenschale und Pfeffer hinzugeben. Den Sud mit frischem Wasser auffüllen und eine halbe Stunde lang kräftig kochen.

Anschließend auf kleiner Flamme zwei bis vier Stunden ziehen lassen, bis das Fleisch zart ist. Nach Belieben Chilipulver, noch mehr Pfeffer und weitere Würze zufügen. Bitte beachten: Falls das Tier frisch geschlachtet ist, sollte man das Fleisch zunächst in viel Salz einlegen, um es von seinem starken Eigengeruch zu befreien.

Dies ist ein Rezept aus Chinas exotischer Küche, das nicht jedem behagen dürfte. Aber viele Chinesen halten Hund für eine Delikatesse. Besonders im Winter stärke Hundefleisch die Gesundheit, versichern sie. Schließlich behaupten dies schon medizinische Lehrbücher aus der Ming-Dynastie vor über 500 Jahren. Hundefleisch, heißt es da, stärkt die Abwehrkräfte, den Kreislauf und die Potenz. Es empfiehlt sich für Frauen und Männer aller Altersgruppen. Im Sommer sollte man es allerdings meiden, denn es könnte den Körper zu sehr „aufheizen".

Doch nun soll die alte Tradition nichts mehr wert sein: Chinesische Rechtsexperten wollen dem Nationalen Volkskongress im März einen Gesetzesentwurf vorlegen, der nicht nur Tierquälerei, sondern auch den Verzehr von Hunden und Katzen verbietet. Das berichteten jetzt chinesische Zeitungen - und traten eine lebhafte Debatte in der chinesischen Öffentlichkeit los.

Mitarbeiter von Tierschutzorganisationen wie dem „Verein zum Schutz von Kleintieren" und das Pekinger Tierheim „Glückliche Katze" begrüßten den Vorstoß. In heutigen Zeiten gebe es genug zu essen, es sei daher „absolut unnötig" auf Hunde oder Katzen zurückzugreifen, erklären sie.

Gastronomen widersprachen heftig. „Wir bereiten nur Hunde zu, die extra für den Verzehr gezüchtet werden, niemals Haustiere", beteuerte der Parteichef der Restaurantkette „Sonnenschein Duftfleisch" in der südlichen Provinz Guangdong gegenüber der Zeitung South China Morning Post. Wenn das Gesetz in Kraft treten sollte, würden 80 Mitarbeiter seiner Firma ihrer Existenz beraubt, warnte er.

Anderen geht der Gesetzentwurf nicht weit genug. „Warum nur Hunde oder Katzen verbieten?" fragten Kritiker in einem Diskussionsforum des chinesischen Internetproviders Sohu.com: „Warum nicht auch Kühe oder Schweine?"

Wieder andere gaben zu bedenken: Wenn das legale Geschäft der Hundefarmen oder Katzenzuchten für die Restaurants verboten werde, drohe „ein großer Untergrundmarkt". Wer unbedingt Hund oder Katze essen wolle, werde sich Haustiere stehlen.

In diesem Zusammenhang muss eines gesagt werden: Immer wieder äußern ausländische Besucher Chinas die Furcht, ohne es zu wissen, in einem gewöhnlichen Restaurant Hunde- oder Katzenfleisch vorgesetzt zu bekommen. Die Sorge ist unbegründet: Nur wenige Spezialitäten-Gaststätten führen solche Gerichte auf der Speisekarte.

Viele Chinesen schüttelt es bei dem Gedanken, einen Hund zu verspeisen – Tradition hin, medizinischer Nutzen her. „Das mögen nur die Leute im Nordosten, die Koreaner, und die Bewohner von Südprovinzen wie Guizhou und Guangdong", sagt die Pekinger Angestellte Yu. „Die gruseln sich vor nichts."

Bereits vor den Olympischen Spielen 2008 hatte die Regierung angeordnet, in Peking Hundefleisch von der Karte zu nehmen, um die Gäste aus aller Welt nicht zu verschrecken. Inzwischen sind Imbisse mit dem Schild „Hundefleisch" vor allem in Siedlungen von Wanderarbeitern am Stadtrand zu sehen.

Bei einer Abstimmung unter über 1,6 Millionen Teilnehmern im Internet hielten sich die Befürworter und Gegner des Hunde- und Katzenfleisch-Verbotes die Waage: 34 Prozent stimmten dafür, 31 Prozent lehnten es ab. 22 Prozent wollten den Verzehr von Fleisch überhaupt unterbinden lassen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.