16.12. - Ticker-Klimagipfel-Kopenhagen: Wichtige Themen noch ungeklärt

Während die Demonstranten heute von der Polizei wieder in Schach gehalten wurden, wird die Zeit im Konferenzzentrum langsam knapp. Die wichtigsten Streitpunkte und die Zusammenfassung des heutigen Tages.

Verstand heute keinen Spaß: Ein Beamter der dänischen Polizei hält Demonstranten zurück. Bild: reuters

17:45 Uhr, Tageszusammenfassung des neunten Konferenztages und Schluss des Live-Tickers:

Auch heute gab es über 200 Festnahmen. Der geplante „Sturm“ auf das Konferenzzentrum wurde durch die Polizei vereitelt. Dabei schreckten die Beamten auch nicht vor dem Einsatz von Schlagstöcken, Hunden und Tränengas zurück.

Auch etliche Umweltverbände waren auf der Verliererseite. So wurde Teilnehmern aus der Zivilgesellschaft heute der Zugang zum Tagungszentrum verweigert. Mitglieder des BUND traten darauf hin kurzfristig in einen Sitzstreik, den sie jedoch am Mittag wieder aufgaben.

Zum Stand der Verhandlungen: vier strittige Kernfragen standen einem Durchbruch noch entgegen:

- Emissionen: Die Industriestaaten sollen ihren Ausstoß an CO2 und anderen Treibhausgasen nach dem Willen der Entwicklungsländer noch stärker reduzieren, als sie dies bisher angeboten haben. Verlangt wird bis 2020 eine Kürzung um 40 Prozent unter den Wert von 1990. Die Europäische Union hat 20 Prozent zugesagt und will auf 30 Prozent hochgehen, wenn andere große CO2-Emittenten mitziehen, insbesondere die USA und China. China will indes nur den Industrieländern höhere Verpflichtungen auferlegen, was zum Konflikt mit den USA geführt hat. Letztere wiederum sind nur zu Reduktionen um drei bis vier Prozent bereit.

- Finanzierung: Die Entwicklungsländer verlangen für Klimaschutzmaßnahmen Unterstützung seitens der Industrieländer. Letztere erwägen eine Anschubfinanzierung von zehn Milliarden Dollar pro Jahr für zunächst drei Jahre. Die Entwicklungsländer halten dies nicht für ausreichend und fordern höhere und langfristigere Zusagen. Allerdings haben die Afrikanischen Staaten ihre Finanzforderungen nach unten korrigiert und damit wieder etwas Bewegung in einen strittigen Verhandlungspunkt gebracht.

- Überwachung: Die Industriestaaten fordern ein internationales Überwachungssystem zur Kontrolle der künftigen Treibhausgasemissionen in Schwellen- und Entwicklungsländern. Letztere, allen voran China und Indien, weisen dies als Eingriff in ihre staatliche Souveränität zurück.

- Rechtsform: Die rechtliche Verbindlichkeit einer neuen Vereinbarung ist weiterhin strittig. Die EU, Japan und andere Industriestaaten sehen ein neues Klima-Abkommen als verbindlichen Folgevertrag des Kyoto-Protokolls von 1997. Die USA, die diesem Protokoll niemals beigetreten sind, wünschen sich einen separaten Vertrag, in den auch die Entwicklungsländer eingebunden sein sollen. Letztere, allen voran China und Indien, wollen überhaupt keinen internationalen Vertrag, sondern Vereinbarungen auf freiwilliger Basis. (taz/reuters)

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17:12 Uhr, USA und Deutschland für Klimaschutz im Agrarsektor

Die USA, Deutschland und 19 weitere Länder wollen für mehr Klimaschutz in der Landwirtschaft sorgen. Sie schlossen sich heute in Kopenhagen zu einer weltweiten Forschungsallianz gegen Agrar-Treibhausgase zusammen. US-Landwirtschaftsminister Tom Vilsack kündigte an, die USA wollten in den nächsten vier Jahren 320 Millionen Dollar (220 Mio Euro) ausgeben, um den Klimawandel im Agrarsektor zu bremsen. Für die Allianz sind zunächst insgesamt rund 150 Millionen Dollar (103 Mio Euro) zusammengekommen. Geplant ist ein Forschungsaustausch. Die deutsche Agrarstaatssekretärin Julia Klöckner (CDU) sagte, bei einem Treffen in Neuseeland 2010 wollten die Staaten über Ziele zur Senkung des CO2-Ausstoßes verhandeln. (dpa)

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16:31 Uhr, Königin Margrethe bei Galaessen doch nicht neben Mugabe

Königin Margrethe II. von Dänemark (69) bleibt ein Abend mit Simbabwes umstrittenem Präsidenten Robert Mugabe als Tischherrn erspart. Eigentlich hätte dem 85-Jährigen dieser Platz beim Galaessen der Regentin für 120 Staats- und Regierungschefs am Donnerstagabend wegen seines Dienstalters zugestanden.

Bei der dänischen Königin weckte diese Perspektive offensichtlich unangenehme Erinnerungen an den Kopenhagener UN-Sozialgipfel 1995 geweckt. Dort wurde die Sitzordnung nach der jeweiligen "Ancienität" (Zahl der Amtsjahre) festgelegt - was Margrethe den berüchtigten Diktator Mobutu Sese Soko (1930-1997) aus dem damaligen Zaire und den kubanischen Revolutions-Veteranen und damaligen Staatschef Fidel Castro als Tischnachbarn einbrachte. Auch Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl fand sich an diesem Tisch platziert. Bei der Live-Übertragung im Fernsehen war zu sehen, dass die Runde wenig Gesprächsstoff fand und der Abend für alle zäh verlief.

Die Protokoll-Abteilung des dänischen Außenministeriums hat sich im Gefolge dieser Erfahrung eine andere Sitzordnung ausgedacht. "Der Tischplan wird eine Mischung aus Geografie, Sprache und Dienstalter sowie der Bedeutung bei den Verhandlungen", verriet Protokollchefin Jette Nordam.

Mugabe werden unter anderem Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Außer für UN-Konferenzen darf er wegen bestehender Sanktionen gar nicht in die EU einreisen. (dpa)

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15:39 Afrikanische Staaten schrauben Finanzforderungen herunter

Neuigkeiten vom Verhandlungsparkett: Die afrikanischen Staaten haben ihre Finanzforderungen zurück geschraubt und damit möglicherweise den Weg zu einem Kompromiss frei gemacht. Demnach fordern sie 10 Milliarden Dollar jährlich bis 2013 zur Klimaanpassung, 50 Milliarden Dollar jährlich bis 2015 und ab 2020 insgesamt 100 Milliarden Dollar pro Jahr. Die afrikanischen Delegationen hatten zum Auftakt der Konferenz noch eine Anschubfinanzierung von 100 Milliarden Dollar ab 2013 gefordert. (taz/reuters)

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15:18 Dampfplauderer Chavez wettert gegen die reichen Staaten

Der venezolanische Präsident Hugo Chávez hat das Podium des Klimagipfels zu einer scharfen Kritik an der "imperialistischen" Weltordnung genutzt. Das Verfahren bei den Verhandlungen in Kopenhagen sei nicht demokratisch und beziehe nicht alle Länder mit ein. Dies sei aber vielleicht nur ein Abbild der Welt. Die Welt sei nicht demokratisch. "Nieder mit der imperialistischen Diktatur", rief Chávez am Mittwoch vom Podium des Plenarsaals im Konferenzzentrum.

Chávez richtete zugleich eine Grußadresse an die zahlreichen Demonstranten in Kopenhagen und griff einen ihrer Sprüche auf: "Wenn das Klima eine Bank wäre, hätten die reichen Länder es längst gerettet." Er beklagte wie andere Redner, dass die Organisatoren neue Entwürfe für das Klimaabkommen nicht an alle Delegierten verteilt hätten.

Klimawandel sei eine der schlimmsten Bedrohungen, sagte der umstrittene venezolanische Staatschef. Doch seien nicht alle im gleichen Maße verantwortlich dafür. Sieben Prozent der Weltbevölkerung, oder 500 Millionen der Reichsten auf der Erde, seien für 50 Prozent der Treibhausgase verantwortlich, kritisierte er. Er beendete seine Rede unter dem Applaus der Delegierten.

Zuvor hatte der senegalesische Präsident Abdoulaye Wade die reichen Länder beschuldigt, ihre Versprechungen nie einzuhalten. "Wir sehen all die Versprechungen und Verpflichtungen, die hier gemacht wurden, um das Klima zu retten. Aber ich bin nicht sicher, ob es Sinn macht, weiter über Finanzierung (von Klimamaßnahmen in den ärmeren Ländern) zu reden, weil frühere Versprechungen auch nicht eingehalten wurden." (dpa)

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14:16 Uhr, Demonstranten ziehen sich zurück.

Die Demonstration vor dem UN-Klimagipfel in Kopenhagen ist anscheinend beendet. Die 2500 Demonstranten ziehen sich Richtung Kopenhagener Innenstadt zurück. Zuvor hatte die Polizei am Mittwoch etwa 250 Teilnehmer festgenommen und bei ihrem Einsatz Schlagstöcke, Hunde sowie Pfefferspray eingesetzt. Augenzeugen berichteten von mehreren Verletzten. (dpa/taz)

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13:40 Uhr, "Sturm" auf das Konferenzzentrum von Polizei beendet.

Schlagstöcke, Massenfestnahmen, Hundeeinsatz, Pfefferspray und Chaos beim Kopenhagener Klimagipfel: Die dänische Polizei bliebt bei ihrer betont harten Linie und hat den Versuch von 2500 Demonstranten zu einem "Sturm" auf das Konferenzgebäude resolut beendet. Nach offiziellen Angaben wurden etwa 250 Teilnehmer der Aktion festgenommen, in Fesseln gelegt und zu einem Massenarrest gebracht.Die Gesamtzahl der Verhafteten ist seit Beginn der Demonstrationen damit auf über 1500 gestiegen.

Vom Inneren des Tagungszentrums aus versuchten einige hundert offiziell zugelassene Gipfelteilnehmer und -beobachter, sich mit den Demonstranten vor dem Eingang zu vereinen, was ihnen aber nicht gelang. Umgekehrt kamen Delegationsmitglieder aus Ländern wie Indien und Brasilien nicht zum Ort der Verhandlungen, weil ihnen Sicherheitskräfte den Zugang verweigerten.

Polizeichef Per Larsen meinte über den erneut harten Einsatz seiner Beamten: "Wir setzen Schlagstöcke nur ein, wenn wir wirklich unter Druck gesetzt werden. Wir wurden hier kräftig provoziert." (dpa)

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13.00 Uhr, NGO-Vertreter noch immer ausgesperrt.

Die Mitglieder vom BUND-Dachverband Friends of the Earth und anderer Organisationen, die von Sicherheitskräften trotz Akkreditierung und Zugangskarte hinter der Sicherheitsschleuse am Betreten des Konferenzgeländes gehindert werden, setzen ihre Sitzblockade noch immer fort. Inzwischen sei der Leiter des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer, dort gewesen und habe die Aussperrung mit Überfüllung aufgrund erhöhter Sicherheitsbestimmungen begründet. "Das kann doch aber keine Erklärung dafür sein, dass ausgerechnet unser Verband komplett ausgesperrt wird", sagte BUND-Vertreterin Antje von Brook der taz. Sicherheitskräfte versuchen zudem, Journalisten an der Kontaktaufnahme mit den NGO-VertreterInnen zu hindern.

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12:25 Uhr, Rasmussen jetzt Verhandlungsführer.

Dänemarks Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen hat offiziell die Verhandlungsführung beim Kopenhagener Weltklimagipfel übernommen. Die bisherige Leiterin Connie Hedegaard wird von jetzt an die informellen Konsultationen führen. In den nächsten Stunden soll eine neue Verhandlungsgrundlage vorgelegt werden. Der Wechsel steht im Zusammenhang mit dem Eintreffen der ersten Ministerpräsidenten.

Damit hat die Schlussphase begonnen. Bis Freitag werden rund 120 Staats- und Regierungschefs erwartet. Die Verhandlungen stocken nicht nur wegen inhaltlicher Streitigkeiten, sondern auch wegen Klagen einiger Delegationen wie Brasilien und China an der Verhandlungsführung. Sie werfen den dänischen Gastgebern mangelnde Objektivität und Intransparenz vor. (dpa/taz)

Anmerkung der Redaktion: Die Nachrichtenagentur AP hatte diese Meldung als Eilmeldungen verbreitet und in einen Zusammenhang mit den stockenden Verhandlungen gebracht. Die taz hatte diese Interpretation zunächst ebenfalls verbreitet. Unsere Nachfrage bei unseren Korrespondenten vor Ort ergab aber, dass es sich offenbar eher um eine Protokollfrage handelt: Weil so viele Staats- und Regierungschefs anreisen, soll auch ein Regierungschef die Konferenz leiten.

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12:17 Uhr Uhr, Demonstranten vor dem Bella Center bauen Brücke aus Luftmatratzen

Die Demonstranten vor dem Bella Center zeigen sich kreativ. Aus Luftmatratzen versuchen sie, eine Brücke zu bauen, die den etwa zwölf Meter breiten Wassergraben rund um das Konferenzzentrum überwindet. Offenbar hat die Veranstaltung trotz des ernsten Anlasses und des hohen Polizeiaufgebotes eher Volksfestcharakter, berichtet einer unserer Korrespondenten vor Ort. Fünf Demonstranten haben es über die selbst gebastelte Brücke bisher vor die Absperrungen des Bella Centers geschafft, wurden dort jedoch sofort in in Polizeigewahrsam genommen. (taz)

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11:55 Uhr, Zahl der Staatschefs auf dem Gipfel steigt auf 119

Der Klimagipfel hat offenbar eine große Anziehungskraft auf die Staats- und Regierungschefs.

Am Donnerstag und Freitag werden nach jüngsten Angaben 119 Staats- und Regierungschefs erwartet. Diese Zahl gab das Büro des dänischen Ministerpräsidenten Lars Løkke Rasmussen am Mittwoch bekannt. Zu ihnen gehören unter anderem US-Präsident Barack Obama, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Chinas Regierungschef Wen Jiabao, der russische Präsident Dmitri Medwedew, der iranische Staatschef Mahmud Ahmadinedschad und Indiens Premierminister Manmohan Singh.

Nach den dänischen Angaben wird die Klimakonferenz das teilnehmerstärkste Gipfeltreffen aller Zeiten außerhalb der UN- Zentrale in New York. Dort waren 2005 152 Staats- und Regierungschefs zu einem Gipfel gekommen. (dpa)

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11:45 Uhr, Demonstranten am Bella Center, NGOs versuchen sich unter Demonstranten zu mischen

Etwa 200 Mitglieder verschiedener Umweltverbände haben sich den Weg aus dem Konferenzzentrum unter "Climate Justice Now" Rufen gebahnt. Sie wollten sich mit den Demonstranten außerhalb des Konferenzgeländes vereinen. Der Plan ist jedoch aufgrund der hohen Polizeipräsenz gescheitert. Die dänische Polizei schirmt die Demonstranten offenbar komplett ab.

Unterdessen hat sich die Zahl der Festgenommenen nach Polizeiangaben auf 100 erhöht, Augenzeugen sprechen von 120 bis 150 Festgenommenen. Ein Sprecherin der dänischen Polizei gab jedoch keine weiteren Einzelheiten bekannt. Zuvor hatte der Veranstalter der Protestaktion, die Gruppe Climate Justice Action, angekündigt, die etwa 1000 Teilnehmer des Marsches auf das Bella-Konferenzzentrum wollten die Sperren durchbrechen und mit den Delegierten der internationalen Klima-Konferenz direkt sprechen. Die Polizei lehnte es ab, die Zahl der Demonstranten zu schätzen. Sie kündigte an, jeden Eindringling zu stoppen.

Seit Samstag wurden damit insgesamt knapp 1.700 Demonstranten während der UN-Klimakonferenz festgenommen. Darunter waren mehr als 350 Deutsche, die die größte Gruppe stellten. (taz/dpa)

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11:03 Uhr, Entwicklungsländer drohen erneut mit Scheitern

Die Entwicklungsländer drohen mit einem Scheitern des Klimagipfels, wenn die Industriestaaten keine kurzfristigen und langfristigen Finanzhilfen zusagen. Der Sprecher der in der Gruppe G77 zusammengeschlossenen Länder, Lumumba Stanislaus Di-Aping, reagierte am Mittwoch mit einer entsprechenden Ankündigung in Kopenhagener Medien auf Äußerungen von UN- Generalsekretär Ban Ki Moon. Dieser hatte erklärt, es sei auch ein Abkommen ohne langfristige Finanzzusagen denkbar.

Di-Aping sagte der Zeitung "Politiken" dazu: "Es müssen konkrete Beträge auf den Tisch. Eine andere Sicherheit gibt es für uns nicht." Die Industriestaaten haben bisher den Löwenanteil des globalen Temperaturanstiegs verursacht, unter dessen Folgen die ärmeren Länder am meisten zu leiden haben. Vor allem die USA wehren sich gegen langfristige Finanzzusagen an die Entwicklungs- und Schwellenländer. (dpa)

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10:57 Uhr, Großbritaniens Gordon Brown wenig optimistisch

Der britische Premierminister Gordon Brown hat sich wenig optimistisch zu einem Abkommen auf dem Klimagipfel in Kopenhagen geäußert. Eine neue Klimavereinbarung zu erreichen, sei ein "harter Kampf", räumte Brown am Mittwoch in einem Interview mit dem Sender BBC ein. Die Hürden bei den Verhandlungen seien "riesig", jedoch nicht "unüberwindbar". Er selbst sei fest entschlossen, "die Welt zusammenzubringen". "Wenn wir diese Woche kein Abkommen beschließen, dann werden die Menschen bezweifeln, dass wir uns jemals auf ein Abkommen einigen können."

Die Verhandlungen seien so komplex, weil so viele Länder beteiligt seien. Es gebe jedoch "guten Willen". "Wenn wir Versprechen in Kopenhagen machen, müssen wir sicher gehen, dass jedes Land sie einhält", sagte Brown. Der Klimagipfel tritt am Donnerstag und Freitag in seine entscheidende Phase. Die wichtigsten Streitpunkte sind jedoch noch ungelöst. Es geht vor allem um Finanzhilfen für die Entwicklungsländer und Reduktionsziele von schädlichen Abgasen. (dpa)

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10:37 Uhr, 3000 Demonstranten unterwegs zum Klimagipfel

Knapp 3000 Demonstranten sind am Mittwochmorgen zu ihrem angekündigten Marsch zum UN-Klimagipfel aufgebrochen. Nach TV-Angaben hat die massiv aufgebotene Polizei bereits zwischen 20 und 30 Teilnehmer festgenommen. Die Demonstranten wollen nach eigenen Angaben mit friedlichen Mitteln die Absperrungen rund um den Tagungsort durchbrechen und mit Konferenz-Beobachtern aus dem Inneren einen "Gegengipfel" ausrufen.

Die Veranstalter von der Organisation "Climate Justice Action" betonten vor Beginn des Marsches erneut den Ausschluss von Gewalt. Sie planten einen friedlichen "Akt zivilen Ungehorsams".

Vom Demonstrationszug getrennt, versuchte eine Gruppe von 150 als gewaltbereit eingestuften Demonstranten vergeblich, auf der Rückseite des Konferenzzentrums Polizeiabsperrungen zu durchbrechen. (dpa)

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10:17 Uhr, Viele NGOs werden nicht auf das Konferenzzentrum gelassen

Wie unsere Korrespondenten vor Ort berichten werden mehrere Umweltverbände am Zugang zum Konferenzzentrum gehindert. Mitglieder von Friends of the Earth (dem Dachverband des BUND) und der NGO Avaaz ("Stimme") werden von Security-Leuten trotz Akkreditierung und Einlasskarte am Eingang des Konferenzzentrums festgehalten. Dies teilte Antje von Brook, Referentin des BUND der taz mit. (taz)

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10:11 Uhr, Polizei liefert Begründung über Festnahme Tadzio Müllers

Wie nun bekannt wurde, wird dem Sprecher Des Climate Justice Aktion Netzwerkes von der Polizei vorgeworfen, dass er zu massiver Stoerung der oeffentlichen Ruhe aufgerufen haben soll, sowie zur Gewalt gegen Polizeibeamte.

Diese Interpretation der Aeusserungen Muellers, insbesondere den Aufruf zur Gewalt gegen Polizeibeamte weist das Pressebuero des CJA entschieden zurueck: "Wir haben zu einer friedlichen Aktion des zivilen Ungehorsams aufgerufen und an dieser werden wir auch festhalten".

Als massive Stoerung der demokratischen Ordnung hingegen wird von den Klimaaktivisten der "Auschluss von gerechten und effektiven Loesungsansaetzen aus den offiziellen Verhandlungen" betrachtet. Die Kliamaktivisten wollen morgen versuchen auf das Gelaende der Konferenz vorzudringen, um dort ihre Forderungen und Loesungsansaetze zu praesentieren. Es wir erwartet, dass sich an dieser "Assembly of the people" genannten Aktion auch viele enttaeuschte Teilnehmer des Klimagipfels anschliessen. Mueller wurde beim verlassen des Kongresszentrums verhaftet, wo er als akreditierter Teilnehmer an einer Pressekonferenz teilnahm. (taz)

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10:00 Uhr, Erste Demonstranten bereits in Polizeigewahrsam

Wie unsere Korrespondenten vor Ort berichten hat die Polizei bereits etwa 100 Demonstranten festgenommen. Sie sitzen gefesselt und in Reihen auf dem nassen Boden und rufen: "So sieht eure Demokratie aus!"

Etwas 200 Demonstranten hatten sich um 9.00 Uhr am Treffpunkt Örestad getroffen und waren losgestürmt, wurden jedoch von der Polizei, die mit Hunden vor Ort ist, abgedrängt. (taz)

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9:32 Uhr, "Sturm" auf den Gipfel geplant, Polizei in Alarmbereitschaft

Mehr als tausend Demonstranten haben sich am Mittwochmorgen vor den Toren Kopenhagens zu einem "Sturm" auf das Tagungszentrum des UN-Klimagipfels versammelt. Sie wollen die massiven Polizeiabsperrungen rund um das "Bella Center" durchbrechen und gemeinsam mit Delegierten aus dem Inneren einen "Gegengipfel" ausrufen. Nach Angaben der Organisation "Climate Justice Action" beträgt die Teilnehmerzahl 2000.

Die Polizei hatte am Vortag den deutschen Sprecher der Organisatoren, Tadzio Müller, wegen Verdachts auf Vorbereitung von kriminellen Aktivitäten festgenommen. Sie beschlagnahmte bei Gruppenmitgliedern unter anderem Fahrräder und errichtete am Mittwochmorgen massive Straßensperren rund um das Konferenzzentrum. Seit den ersten Demonstrationen zum Klimagipfel hat die dänische Polizei mehr als 1500 Teilnehmer festgenommen, darunter knapp 350 Deutsche. Fast alle Festnahmen wurden "vorbeugend" durchgeführt. (dpa)

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9:29 Uhr, USA Fossil des Tages

Fossil des Tages wird jenes Land, das aus Sicht des Umweltverbandes Climate Action Network (CAN) die Verhandlungen gerade am meisten blockiert. Hier die Platzierungen für den 15. Dezember.

Platz 1: USA. Nach Platz 1 gestern landet die USA heute schon wieder auf Platz 1. Als einziges industrialisiertes Land blockierten die USA die Idee des `bunker finance`. Gemeint ist die Möglichkeit Maßnahmen zu ergreifen mit denen Emissionen aus dem Luftverkehr und der Schifffahrt (die Treibstoffe für Luftverkehr und Schifffahrt heißen im UN-Jargon bunker fuels) gesenkt werden könnten. Durch diese Maßnahmen könnten zusätzliche Einnahmen generiert werden, die den Entwicklungsländern zur Verfügung gestellt werden könnten.

Platz 2: Kanada. Laut CAN hat Kanada den Rest der Welt belogen. Offenbar sind Dokumente aus dem kanadischen Umweltministerium aufgetaucht, die belegen dass Kanada nie vorhatte die sein Reduktionsziel für 2020 zu erreichen. Stattdessen sei geplant die Emissionen bis 2020 um weitere 37 % steigen zu lassen.

Platz 3: USA und Kolumbien: Beide Länder haben den Verhandlungstext des REDD-Protokolls (REDD steht für Reduktion der Emissionen aus

Abholzung und Waldzustandsverschlechterung) aufgeweicht. Aus einem bisher dreiseitigen Text haben sie sieben Seiten gemacht und dadurch den Prozess zurückgeworfen, so CAN. (taz)

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Die Autoren:

Kopenhagen: Malte Kreutzfeldt, Nadine Michel, Christian Jakob, Jörn Alexander

Berlin: Manuel Bogner

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