Hochschulzeitung finanziert sich selbst: Erfolgreiche Emanzipation

Die Hochschulzeitung "UnAufgefordert" ist nach einer Krise nun finanziell unabhängig von Vorgaben des Studierendenparlaments.

Geld vom Studentenparlament der Humboldt-Universität braucht die Zeitschrift "UnAufgefordert" nicht mehr. Bild: ap

Zum 19. Geburtstag gab es schon kein Geld mehr, zum 20. wurde sie endgültig sich selbst überlassen. Besser hätte es für UnAufgefordert, die Studierendenzeitschrift der Humboldt-Universität (HU), nicht laufen können: "Wir sind unheimlich froh darüber", sagt Margarete Stokowski, Chefredakteurin der UnAuf, heute - darüber, dass das Studierendenparlament (Stupa) der HU die Gelder im Oktober 2008 eingefroren hatte. Denn mehr als ein Jahr danach ist eine der ältesten deutschen Unizeitungen sowohl inhaltlich als auch finanziell unabhängig von ihrem ehemaligen Herausgeber.

Vor vier Wochen entschied das Stupa, die UnAuf endgültig sich selbst zu überlassen. "Sie hat sich privatisiert, daher kriegt sie auch kein Geld mehr", erklärt Stupa-Mitglied Gerrit Aust der taz. Das Stupa warf der Redaktion vor, sich "einseitig aus der Herausgeberschaft" gelöst zu haben. "Ohne unser Wissen haben sie sich die Wortmarke ,UnAufgefordert' schützen lassen", klagt Aust. In der Redaktion sieht man das anders: "Das Stupa wollte uns den Namen wegnehmen und hat über seine Anwälte ebenfalls versucht, den Namen zu sichern", entgegnet Stokowski. "Wir waren schneller."

Seit Jahren prägten Streitigkeiten wie diese das Verhältnis zwischen Redaktion und Herausgeber. Während das Stupa etwa eine geschlechtsneutrale Sprachregelung in den Zeitungsartikeln forderte, warf die Redaktion dem Parlament inhaltliche Einmischung und Zensur vor. Der endgültige Bruch folgte im Oktober 2008: Eine Studentin hatte einen Dozenten beschuldigt, sie sexuell belästigt zu haben. Beide sollten dazu in der UnAuf mit einer Stellungnahme zu Wort kommen. Doch die Studentin zog kurzfristig ihren Text zurück, sodass dem langen Text des Professors nur ein Fünfzeiler entgegenstand. Das Stupa warf der UnAuf Sexismus vor und stoppte daraufhin seine finanzielle Unterstützung.

Mittlerweile ist die Zeitung mit einer Auflage von 5.000 Exemplaren gesichert. "Wir finanzieren uns jetzt zur Hälfte aus Anzeigen und dem Freundeskreis", erklärt Stokowski. Der Freundeskreis, ein Förderverein aus aktuellen und ehemaligen RedakteurInnen sowie Mitgliedern des Fachjournalistenverbandes, habe die Herausgeberschaft anstelle des Stupa übernommen. Früher nutzte die Redaktion auch die Parlamentsräume. Auch das hat sich geändert. "Der Präsident sichert uns Räumlichkeiten zu, und der Vertrieb unserer 1.500 Abos läuft über die Poststelle der HU", sagt Stokowski.

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