E-Books: Abwarten und Farben sehen

Eigentlich sollten elektronische Bücher das Top-Geschenk zum Fest sein. Allerdings raten Marktbeobachter dazu, lieber abzuwarten: Bessere Geräte mit Farbdisplay kommen.

In den USA entwickeln sich die Geräte zum Weihnachtsrenner. Bild: Tscherno - Lizenz: CC-BY

Wer ein Lesegerät für elektronische Bücher kaufen möchte, hat nun endlich auch in Deutschland eine ordentliche Auswahl: Seit zwei Jahren ist Amazons E-Book-Reader Kindle in den USA bereits auf dem Markt, Hunderttausenfach soll er sich verkauft haben. In diesem Herbst entschloss sich der Internet-Konzern, auch eine internationale Version auf den Markt zu bringen, die seit einem knappen Monat bestellt werden kann.

Ähnliche Lesegeräte werden von Firmen wie Sony oder iRex angeboten, demnächst soll außerdem der in Berlin entwickelte Txtr Reader hier zu Lande hinzukommen. Im Schnitt muss man 300 bis 400 Euro hinblättern.

In den USA entwickeln sich die Geräte zum Weihnachtsrenner: Amazon zufolge gehört der Kindle zu den populärsten Geschenken des Jahres, das Konkurrenzmodell Nook von der Buchhandelskette Barnes & Noble, das das übliche Schwarz-Weiß-Display auf Basis von elektronischer Tinte ("E-Ink") mit einem kleinen Farb-Touchpad kombiniert, war bereits vor dem offiziellen Verkaufsstart ausverkauft.

Sind E-Book-Geräte also der Geschenketipp schlechthin? Marktbeobachter sehen das nicht ganz so optimistisch wie die Hersteller. Der Grund: Schon in wenigen Monaten könnte sich die aktuell angebotene Technik als veraltet erweisen. Mike Elgan, Analyst bei "Computerworld", warnt, das Segment stehe vor radikalen Veränderungen. "Deshalb könnten sich die Geräte als lausiges Geschenk erweisen."

Besonders gespannt ist die Branche dabei auf Apples seit Monaten erwartetes Internet-Tablett, das gerüchteweise noch im Frühjahr 2010 auf den Markt kommen könnte. Die aktuelle Generation der E-Book-Reader verwendet den erwähnten E-Ink-Bildschirm - optisch wirkt er wie ein graues Paperback-Buch mit gestochen scharfen Buchstaben vor relativ dunklem Hintergrund.

Das Apple-Gerät wird dagegen direkt einen Farbbildschirm besitzen und sich auch für Multimedia-Anwendungen eignen. Der Vorteil von E-Ink – neben dem guten Schriftbild vor allem die lange Akku-Lebensdauer – wird dank verbesserter Batterietechnik von den Farbgeräten langsam aber sicher eingeholt.

Marktbeobachter Elgan warnt außerdem davor, dass die Geräte derzeit noch sehr teuer seien. Die Hersteller nutzten den aktuellen Hype, um die Reader ohne Rabatte in den Markt zu drücken. "Dabei sind die Geräte in ihrer jetzigen Form eigentlich veralten. Amazons Kindle war vor zwei Jahren das neueste vom neuesten." So habe sich bei der Bildschirmtechnologie nichts verändert.

Hinzu kommt: E-Books lassen sich längst nicht mehr nur auf den teuren Lesegeräten genießen, sondern auf den unterschiedlichsten Plattformen. So können Kindle-Bücher auch auf dem iPhone oder auf dem PC abgerufen werden, ähnliches gilt für E-Books von Barnes & Noble. Deshalb könnte es sich lohnen, für das Lesen von Büchern einfach ein günstiges Netbook mit gutem Bildschirm zu erwerben. Das bietet den Vorteil, dass man mit ihm auch noch ganz normal im Internet surfen oder chatten kann. "Der einzige Zweck von E-Book-Readern ist das Darstellen von Büchern", sagt Elgan.

Für den Kunden nervig ist außerdem, dass die Plattformen sich noch immer nicht auf einheitliche Kopierschutzstandards geeinigt haben: Ein Kindle-E-Book läuft nicht auf einem Sony-Reader und umgekehrt. Außerdem knebeln die Verlage den Kunden mit Vorgaben wie der Anzahl erlaubter Kopien eines Werkes, Limitierungen bei Copy & Paste oder binden ein Buch fest an ein einziges Lesegerät. Selbst darüber bestimmen, ob ein Buch mittels Computerstimme vorgelesen werden darf, wollen die Verlage – es könnte ja die Verkäufe von Hörbüchern mindern.

Auch Verleihen kann man elektronische Bücher in der heutigen Form zumeist nicht, auch wenn Barnes & Noble mit seinem "Nook" eine solche Funktion plant. Und: Wer sich einmal an eine Plattform gebunden hat, muss bei ihr bleiben. Sollte sich ein Hersteller entschließen, sein System aufzugeben, könnte der Kunde ganz ohne Zugriff auf seine legal erworbenen Bücher dastehen. Entsprechende Beispiele gibt es längst – beispielsweise im Musikbereich, als Anbieter ihre Plattform killten.

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