HSH Nordbank: Offen auf der Nonnenmacher-Skala

Aufsichtsratschef Kopper stellt Vergütungssystem für Vorstände vor. Es enthält Bonuszahlungen, die aber erst ausbezahlt werden, wenn das Kreditinstitut wieder dividendenfähig ist. Opposition sieht sich getäuscht.

Ein paar Euro extra? Nordbank-Chef Dirk Jens Nonnenmacher bekommt die mit Geld gespickte "Ente" der Kieler Landespressekonferenz für Fehlleistungen und andere "Ausreißer". Bild: dpa

Vorstandsmitglieder der HSH Nordbank können auch in Zukunft "erfolgsbezogene Vergütungen" - Boni - in unbegrenzter Höhe erhalten. Das macht das Gehaltsmodell möglich, das Aufsichtsratschef Hilmar Kopper, am Mittwoch in Hamburg vorgestellt hat. Die Opposition in den Parlamenten der Eigentümer-Länder Hamburg und Schleswig-Holstein sieht sich getäuscht: Die Parlamente hatten einer Kapitalspritze und Garantie für die Bank nur unter der Voraussetzung zugestimmt, dass "die Vergütung eines Vorstandsmitgliedes der HSH Nordbank AG höchstens 500.000 Euro betragen" solle.

Kopper sieht sein Modell als eines, das im Prinzip für alle Gehaltsstufen der Nordbank anwendbar sein soll. Für die Vorstände sieht es ein festes Jahresgehalt von 500.000 Euro vor. Darüber hinaus werden 20 Prozent dieses Betrags, im Falle der Vorstände also 100.000 Euro pro Jahr, an ein Institut zur Altersvorsorge überwiesen. Dazu kommen schließlich "Anrechnungspunkte für variable, erfolgsbezogene Vergütungen". Die Punkte sollen erst in Euros umgewandelt werden können, wenn die Bank wieder in der Lage ist, Dividenden zu bezahlen.

Die Bank plant 2011 wieder Gewinne auszuweisen und 2012 dividendenfähig zu sein. Geht dieser Plan auf, könnte das dazu führen, dass ein ab September 2009 angeheuerter Nordbank-Vorstand schon in den Jahren 2009 bis 2011 über eine Million Euro im Jahr verdienen könnte, wie Kopper bestätigte. Für die erfolgsbezogene Vergütung gibt es, wie Kopper ebenfalls einräumte, nach oben keine Grenze. Es sei aber nur im Prinzip möglich, dass das Gesamtgehalt wesentlich über dem Doppelten des Jahresgehalts liege. "Ich kann es mir nicht vorstellen, dass ein zwanzigköpfiges Gremium so etwa zustimmen würde", sagte Kopper mit Blick auf den Aufsichtsrat.

Der Bonus, den der HSH-Aufsichtsrat nicht so genannt wissen will, hat zwei variable Komponenten.

Wert der Bonuspunkte in Bezug auf das Grundgehalt: Er wird beim Aushandeln des Arbeitsvertrages festgelegt und kann sich auf weniger aber auch auf mehr als 100 Prozent des Gehalts beziehen.

Anrechnung der Bonuspunkte: Wie viel Prozent der Bonuspunkte in Euros umgewandelt werden hängt davon ab, in welchem Umfang der Vorstand die zu Jahresanfang gesetzten Unternehmensziele erfüllt hat. Er kann sie über- aber auch untererfüllen.

Modellrechnung: Liegen beide Werte bei 100 Prozent, erhält ein Vorstand eine Million Euro im Jahr plus 100.000 Euro Altersvorsorge.

Vorhaltungen, sein Modell widerspreche Parlamentsbeschlüssen, entgegnete Kopper mit dem Garantievertrag, den die Landesregierungen mit der Bank geschlossen haben. Darin sind Bedingungen für "Bonifikationen" genannt - aber keine Obergrenze. Dem Vertrag zufolge sollen Vergütungssysteme am langfristigen Erfolg der Bank ausgerichtet sein und Vorstände davon abhalten, unangemessene Risiken einzugehen.

Diesen Anforderungen entspreche sein erfolgsorientiertes Modell, sagte Kopper. "Wenn wir es nicht schaffen, dann gibt es ja nichts", sagte der ehemalige Vorstandschef der Deutschen Bank. "This ist the proof of the pudding." Zudem erlaube das Modell, die erfolgsabhängige Vergütung rückwirkend auf bis zu 25 Prozent zu schmälern, sofern sich im Nachhinein herausstellen sollte, dass der Vorstand schlechter und riskanter gewirtschaftet hat als angenommen.

In Hamburg kritisierte Die Linke das Modell als "Verstoß gegen Beschlüsse der Bürgerschaft". Ähnlich sieht das die SPD. Die schleswig-holsteinischen Grünen wiesen etwas weicher darauf hin, dass die politische Mehrheit für die Rettung der Bank "eng mit der Gehaltsobergrenze für die Banker verbunden" gewesen sei. Die an der Regierung beteiligten Hamburger Grünen dagegen, verwiesen auf die Möglichkeit, Boni zu schmälern. "Wir akzeptieren, dass der Aufsichtsrat diese Lösung für notwendig hält, um neue Vorstände zu gewinnen, die für die weitere Sanierung der Bank gebraucht werden", sagte ihr Fraktionschef Jens Kerstan.

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