Neuer Bischof der Evangelischen Landeskirche: Der praktische Hirte

Markus Dröge tritt am Samstag sein Amt als neuer Bischof der Evangelischen Landeskirche an.

Markus Dröge - der neue Oberhirte Bild: dpa

Wenn Markus Dröge spricht, dann mit ruhiger, leiser Stimme. Wird er fotografiert, lächelt er fast schüchtern in die Kamera und faltet die Hände. An das Medieninteresse muss sich der Koblenzer noch gewöhnen. Heute wird er in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), Nachfolger von Wolfgang Huber, der sich mit 67 Jahren in den Ruhestand und erst mal nach Südafrika verabschiedet.

Markus Dröge ist selbst vielen evangelischen Christen unbekannt - zumindest in Berlin und Umgebung. In Koblenz dürfte das anders sein. Dort hat er über 20 Jahre als Gemeindepfarrer gearbeitet. Dies unterscheidet ihn maßgeblich von seinem Amtsvorgänger: Huber war eher Wissenschaftler als Pfarrer. Doch Dröge ist nicht nur geistlicher Praktiker, sondern auch Akademiker. Er hat seinen Doktor in Theologie gemacht und wie Huber Systematische Theologie gelehrt. "Theologisch kommen wir aus demselben Stall", sagt Dröge.

Zuletzt war Dröge Superintendent des Kirchenkreises Koblenz, der 86.000 Mitglieder hat. Nun wird Dröge für 1,2 Millionen evangelische Christen zuständig sein. "In Berlin bläst ein schärferer Wind", sagt er. Hier treffen die Kirchentraditionen von Ost und West, Großstadt und Land aufeinander. Auch die große Zahl in Berlin lebender Migranten sei eine neue Herausforderung für ihn. Seit drei Tagen wohnt Dröge in Kreuzberg. "Richtig in die Mitte" habe er gewollt. Er kennt das Großstadtleben aus seiner Kindheit und dem Studium. 1954 als Diplomatensohn in Washington geboren, hat er später in Brüssel, Paris und München gelebt.

Offiziell in sein Amt eingeführt wird er heute in der St.-Marien-Kirche am Alexanderplatz. Hier hat er während des Auswahlverfahrens im Frühjahr bereits eine Predigt und einen Vortrag gehalten. Darin hat er Hubers Vorstoß beim Volksbegehren "Pro Reli" unterstützt, aber auch leise Kritik geübt, dass ihm Ökumene und Diakonie bei der EKBO bisher zu kurz kommen.

Die von Huber eingeleiteten Reform- und Sparprozesse will Dröge weiterführen. Er unterstreicht aber, einen stärkeren geistlichen Ansatz zu verfolgen: "Sparprozesse sind wie Trauerprozesse, die Zeit brauchen, und die theologische und spirituelle Ebene sind dabei wichtig." Kritiker hatten Huber vorgeworfen, er verwalte die Kirche eher wie einen Konzern.

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