Amoklauf in Ansbach: Mit der Axt in die eigene Schule

Ein Gymnasiast hat mit Molotow-Cocktails und einer Axt einen Anschlag auf seine Schule in Ansbach verübt. Am Ende gibt es zehn Verletzte, der Täter wird niedergeschossen.

Der Amok-Läufer und vier seiner Mitschüler des Carolinum-Gymnasiums in Ansbach wurden schwer verletzt. Bild: dpa

Der Amoklauf am Gymnasium im mittelfränkischen Ansbach hätte schlimmer ausgehen können. Das wird spätestens klar, als Joachim Herrmann vor die Kameras tritt. Bayerns CSU-Innenminister nutzt grauenvolle Ereignisse gerne für Forderungen nach Verboten und härteren Strafen. Doch an diesem Donnerstagnachmittag fordert Herrmann nichts. Er lobt. Die Polizei habe sich "mehr als vorbildlich" verhalten. "Es gelang, eine schlimmere Eskalation, wie sie sicher drohte, zu verhindern."

Die Schüler und Lehrer des Carolinum-Gymnasiums reagierten ohne Panik. Die Polizei war sofort vor Ort. So wurde es ein Amoklauf ohne Blutbad. Es gab "nur" zehn Verletzte.

Die erste Schulstunde im Carolinum läuft schon dreißig Minuten, als ein 18-Jähriger Schüler aus der 13. Klasse das Schulgebäude im mittelfränkischen Ansbach betritt. Bis zu diesem Donnerstagmorgen ist er der Polizei nie auffällig geworden. Heute trägt er eine Axt bei sich, zwei Messer und drei Brandsätze.

Er reißt die Türen zu zwei Klassenzimmern auf und wirft zwei Molotow-Cocktails in den Unterrichtsraum einer neunten und einer elften Klasse. Einer der Brandsätze zündet nicht. Der andere verursacht ein Feuer. Der Täter schlägt mit der Axt um sich. In einer elften Klasse verletzt er mit der Axt ein Mädchen schwer am Kopf. Ein anderes Mädchen erleidet schwere Brandverletzungen. Schüler betätigen um 8.35 Uhr den Feueralarm.

Acht Minuten später betreten die ersten Polizisten die Schule. Im dritten Stock, bei den Toiletten, stoßen sie auf den Täter. Sie rufen ihm zu, er solle sich ergeben. Doch der 18-Jährige geht ein paar Schritte auf die Polizisten zu. Einer der Beamten schießt mit seiner Maschinenpistole. Fünf Schüsse treffen den Amokläufer. Der geht zu Boden. Um 8.46 Uhr, elf Minuten nach dem Notruf, hat ihn die Polizei überwältigt. Die rund 650 Schüler des Carolinums wurden derweil evakuiert und in den Räumen der nahe gelegenen Arbeitsagentur untergebracht.

Sieben Menschen werden an diesem Morgen leicht verletzt, zwei Schülerinnen schwer. Eines der Mädchen schwebt noch am Nachmittag in Lebensgefahr. Den Zustand des Täters beschreibt die Polizei als "kritisch", doch nicht mehr lebensbedrohlich. Befragt werden kann er am Donnerstag noch nicht. Die Staatsanwaltschaft hat einen Haftbefehl wegen versuchten Mordes beantragt.

Was die schreckliche Tat ausgelöst hat, ist bislang völlig unklar. Über einen Streit oder eine Drohung, die vorangegangen sein könnten, ist den Ermittlern bislang nichts bekannt. Offen ist am Nachmittag auch, ob sich der Täter und seine Opfer kannten.

Bisher sei der Täter für Justiz und Polizei völlig unauffällig gewesen, sagte Innenminister Herrmann. Es habe sich gezeigt, dass die neuen Einsatzkonzepte der Polizei für Amokläufe wirken. Bildungsminister Ludwig Spaenle sagte, es habe sich ausgezahlt, dass die Notfallpläne an den bayerischen Schulen nach dem Amoklauf von Winnenden aktualisiert worden seien. Mehr könne man kaum tun. "So etwas lässt sich nicht verhindern", so Spaenle. "Eine Schule ist kein Hochsicherheitstrakt."

Die Polizei will in den nächsten Tagen die Hintergründe des Amoklaufs aufklären. Das Carolinum bleibt am Freitag geschlossen.

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