Migrationskonflikte in Algerien: Chinesen empören Einheimische

Zwischen Einheimischen und chinesischen Bauarbeitern in Algier kommt es zu schweren Ausschreitungen. Auslöser soll ein Disput zwischen zwei Ladenbesitzern gewesen sein.

Nach Ausschreitungen in Algier zeigen Einheimische blutgetränkte Kleidung ihrer Angehörigen, die bei einer Schlägerei mit Chinesen verletzt worden sein sollen. Bild: reuters

BERLIN taz | Am Anfang stand ein Streit um einen Parkplatz. Am Ende gab es fünf kaputte Autos und fünf zerstörte Läden. Das ist die Bilanz der schweren Ausschreitungen zwischen Chinesen und Algerien in Bab Ezzouar, einem ärmlichen Viertel der algerischen Hauptstadt Algier, die ein Schlaglicht auf die zunehmende Verwurzelung chinesischer Einwanderer in Algerien werfen.

Auslöser der Gewalt war laut algerischen Medienberichten ein Disput am Montagmorgen zwischen dem algerischen Ladenbesitzer Abdelkrim Salouda und seinem chinesischen Nachbarn, weil Letzterer seinen Wagen vor der Tür des Ersteren abgestellt hatte. Salouda, so die Tageszeitung Liberté, habe den Chinesen verjagt, und der sei dann am Nachmittag wiedergekommen, "mit Verstärkung seiner Landsleute, bewaffnet mit Knüppeln und Eisenstangen". Der Algerier wurde schwer verletzt und es folgte eine Straßenschlacht.

Es gibt schätzungsweise 30.000 bis 50.000 Chinesen in Algerien, zumeist Bauarbeiter. Chinesische Firmen führen in Algerien milliardenschwere Bauvorhaben durch, wofür sie meist ihre Arbeitskräfte gleich mitbringen, sehr zum Unmut der einheimischen Bevölkerung: die Mehrheit der Algerier unter 30 Jahren ist arbeitslos. Im Stadtviertel Bab Ezzouar hat sich überdies eine "Chinatown" chinesischer Kleinhändler entwickelt, wo Textilien und andere asiatische Importwaren zu Billigpreisen losgeschlagen werden. Diese Art von Geschäften sorgt in zahlreichen afrikanischen Großstädten für Ärger, weil dadurch viele einheimische Kleinhändler ihr Einkommen verlieren.

Dass die Chinesen in Algerien wie in anderen afrikanischen Ländern mit lokalen Gebräuchen wenig zu tun haben wollen, verschärft die Probleme. "Es gibt Prostituierte, sie trinken Wein, ihre Frauen sind nicht verschleiert", zitiert Liberté einen Jugendlichen in Bab Ezzouar und verweist auf Diskussionen in algerischen Internetforen: "Seit den jüngsten Vorfällen werden die Kommentare bitter und grenzen an Rassismus: Aufrufe zur Rache, zum ,Befreiungskrieg', oder alle Chinesen umzubringen oder nach Hause zu schicken."

Islamistische Gruppen in Algerien, die neuerdings stärker werden, haben die Einwanderer aus China längst als Zielscheibe entdeckt. Am 18. Juni forderte Algeriens bisher schwerster Terroranschlag dieses Jahres auf eine chinesisch geführte Autobahnbaustelle 200 Kilometer südöstlich von Algier 19 Tote, allerdings keine Chinesen, sondern zumeist algerische Gendarmen. Mitte Juli rief die islamistische Terrorgruppe "al-Qaida im Maghreb" zu Anschlägen auf chinesische Interessen in Algerien auf, als Rache für die blutigen Unruhen zwischen Han-Chinesen und muslimischen Uiguren im Westen Chinas.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.