Kolumne Laufen: Einen herzlichen Glückwunsch!

Schön, wenn man für etwas geehrt wird. Umso besser, wenn die Ehrung für das geschieht, was man sowieso leisten sollte.

Von dieser Stelle möchte ich es nicht versäumen, Ihnen, lieber Herr Innenminister Schäuble, zur Ehrendoktorwürde zu gratulieren. Leider konnte ich beim Festakt der Verleihung in Tübingen nicht mit dabei sein. Ich spielte in Bad Waldsee Kabarett. Klar, ein Stück über Laufen. Ein wunderbarer Abend. Den hatten Sie sicherlich auch in Tübingen, mit vielen alten Bekannten und Weggefährten. Leider kamen dorthin auch ein paar ungezogene Studenten. Die machten Krach und sich über Sie lustig. Schande über sie.

Aber zurück zur Ehrendoktorwürde. Eine klasse Sache. Und gerne schließe ich mich der Laudatio von Herrn Digel an. Unserem Tausendsassa in Sachen Sport. Mal ist er ganz Wissenschaftler und Soziologe, wenn nötig aber auch Marketingexperte und Fernsehrechteverschacherer als Funktionär für Sportverbände, und klar ist er Antidopingkämpfer. Oft ist er von alle dem ein bisschen. Einfache Menschen wie ich, für ein Leben mit mehreren Hüten auf dem Kopf ungeeignet, glauben, das gehe doch gar nicht, doch die Laudatio, für die Sie, lieber Herr Schäuble, wirklich nichts können, ist wieder ein Beweis dafür, dass es geht.

Fußballerische Fähigkeiten in der Jugend fließen ebenso in Ihre Verdienste ein wie die Verbundenheit mit der Leichtathletik. Aus meiner Sicht haben Sie allein dafür schon die Ehrendoktorwürde verdient. Wer schaut denn heute noch Leichtathletik? Dann, Zeile um Zeile, geht es weiter: "Integration ausländischer Mitbürger … sein Blick ganz besonders auf Muslime gerichtet", "Vereinigungsprozess … geradezu konträr ausgerichteter Sportsysteme an einen Tisch gebracht", "sein Bemühen um den Erhalt des Fairplay", "… friedensorientierten Zielen". "Schluss! Aus! Das ist doch nicht mehr mit anzuhören!", rufen spätestens jetzt die alten Motzer des Sports auf der Website www.jensweinreich.de. Da wird doch diese Laudatio mit vier Worten kommentiert: Ach ja, Helmut Digel. Und all die Kamellen von früher. Freunde des kritischen Worts, bitte mehr Respekt.

Winne Hermann, ein Grüner und Mitglied im Sportausschuss, lästert: " …dass ein Sportminister etwas für den Sport tut, ist zunächst mal die pure Selbstverständlichkeit." Mein Gott, kleiner Hinterbänkler. Was weiß der schon über die Arbeitsabläufe eines Ministers? Sie haben schließlich andere Dinge zu tun. Wahrscheinlich legen Sie deshalb größten Wert auf die Autonomie des Sports. Antidopinggesetz? Brauchen wir nicht, sagen Sie. "Er setzt im Anti-Doping-Kampf eher auf eine Politik der kleinen Schritte", schreibt Digel in der Laudatio. Zwei Wochen vorher poltert er mit einem anderen Hut auf dem Kopf in einer Diskussionsrunde: "Wenn keine Staatsanwaltschaft und keine Polizei eingreift, dann bleibt alles in der Grauzone." Aber warum kriegt dann der Schäuble von seinem Institut den Ehrendoktor, fragt sich der Betrachter. Als Ehrendoktor möchte Digel ihn "damit an das Institut zu binden".

Lieber Herr Minister, da kommen Sie in Zukunft aus den Ehrungen gar nicht mehr raus, denn welches sportwissenschaftliche Institut möchte den Geldgeber nicht an sich binden? Auch dazu schon im Vorgriff Gratulation. Eine Kolumne muss schließlich reichen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.