Krise bei Lufthansa: Im Luftraum wird es leerer

Die Lufthansa will sparen und Stellen streichen. Denn die Krise trifft auch die Luftfahrt, die nun nach dem Staat ruft. Doch der subventioniert sie bereits massiv.

Kein Lufthansa-Flugzeug. Bild: dpa

Zehn Prozent ihrer Kapazitäten hat die Lufthansa stillgelegt, 300 Millionen Euro will sie bei Material und Marketing einsparen. Nun setzt die größte deutsche Luftfahrtgesellschaft noch eins drauf: Wie am Donnerstag bekannt wurde, sollen die Kosten noch radikaler verringert werden. Ab 2011 will die Lufthansa jährlich 1 Milliarde Euro weniger ausgeben, indem sie die Lieferanten unter Druck setzt und jeden fünften Arbeitsplatz in der Verwaltung der Passagiersparte streicht. Wie die Pläne für das neue Programm "Climb 2011" genau aussehen, will Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber am 30. Juli erklären.

Die Fluggesellschaft hatte im ersten Halbjahr im Frachtverkehr ein Drittel weniger Umsatz gemacht als ein Jahr zuvor und 10 Prozent weniger Passagiere transportiert - was ihr in dieser Sparte einen Umsatzeinbruch von 20 Prozent einbrachte. Denn in der Krise gibt es eine regelrechte Klassenwanderung: Wer bisher erster Klasse geflogen ist, bucht nun Business, wer bislang Business-Kunde war, weicht in die Economy-Klasse aus. Viele Economy-Kunden fliegen gar nicht mehr. Das macht sich bemerkbar: Bislang sorgten die 20 Prozent First- und Business-Kunden bei Lufthansa für mehr als die Hälfte des Umsatzes.

Ähnlich wie die Autoindustrie kämpft die Luftfahrtindustrie schon länger mit Überkapazitäten. Deshalb haben viele kleine Airlines, Flugzeugbauer und Zulieferer nun kaum Rücklagen, wo die Krise voll durchschlägt. Was für Umwelt und Klima schön ist -immerhin ist der Luftverkehr in Deutschland laut dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie für 8 Prozent der Treibhausgase verantwortlich -, versetzt viele Beschäftigte in Schrecken. Beim Bundesverband Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLR) hält man 30 Prozent der deutschen Zulieferer für existenzbedroht. Zusätzlich Jobs kosten werden Fusionen und Übernahmen sowie diverse Sparprogramme. Weltweit sind nach Einschätzung des internationalen Luftfahrtverbands Iata 100.000 Jobs akut in Gefahr. Auch für das Klima ist die Krise nicht nur gut: Die Lobby nutzte die düsteren Prognosen, um die Bedingungen beim Einbezug des Flugverkehrs in den Emissionshandel deutlich günstiger zu gestalten als die für den Schienenverkehr.

Zusätzlich fordert die Branche Staatshilfen. BDLR-Präsident Thomas Enders hat einen Fonds von 60 Millionen Euro ins Gespräch gebracht. Dabei wird die Luftfahrtindustrie bereits stark subventioniert. Auch die am Donnerstag verkündete Airbus-Investition von einer halben Milliarde Euro im Werk Stade dürfte von entsprechender Unterstützung begleitet sein. Dort sollen XXL-Flugzeugteile aus dem Kohlefaserverbundwerkstoff CFK gebaut werden, der den neuen A350 leichter machen und so Treibstoff sparen soll. Niedersachsen hatte hier 120 Millionen Euro für Forschung vorgesehen und darauf hingewiesen, dass "Investitionen in Werke mit bis zu 12 Prozent" subventioniert werden könnten.

Der größere Teil der Subventionen wird ganz ohne ökologische Ziele verteilt: So gibt es keine Steuer auf Kerosin, die Passagiere zahlen keine Mehrwertsteuer. Für Flughäfen und ihre Verkehrsanbindung gibt es staatliche Zuschüsse - ganz zu schweigen von der fehlenden Internalisierung externer Kosten wie Lärm- und Umweltschäden.

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