Verbraucherschützer gegen Phorm: Niederlage für "Schnüffelwerber"

Der Telekomriese BT will die Technik des umstrittenen Online-Reklame-Anbieters Phorm zunächst doch nicht nutzen. Ähnliche Projekte laufen dagegen weiter - darunter auch eines von Google.

Personalisierte Werbung für den Hasen: Hattu Möhrchen? Bild: photocase/jala

Die Ausrede, die per Pressesprecher kam, klang dann doch ein wenig fadenscheinig: Weil das britische Telekommunikationsunternehmen BT, das in Großbritannien die meisten DSL-Anschlüsse bereitstellt, zunächst sein Glasfasernetz ausbauen wolle, würden Experimente mit dem umstrittenen Internet-Werbesystem Phorm auf absehbare Zeit gestoppt. Die Börse reagierte prompt: Um mehr als 40 Prozent sackte das Papier des Online-Reklame-Anbieters am Montag ab, am Dienstag setzte sich die Talfahrt fort.

Phorms Idee war es, den Datenverkehr der Nutzer direkt beim Internet-Provider zu untersuchen und anschließend so genannte verhaltensbasierte Werbung ("behavioral advertising") auf bekannten Websites einzublenden, die sich an deren Interessen orientieren. Surft der User beispielsweise viel auf Sportangeboten, würde ihm ein Pay-TV-Angebot eines Fußballkanals präsentiert. Umstritten ist die Technik vor allem deshalb, weil es Phorm damit möglich war, automatisiert die gesamten Internet-Aktivitäten einzelner Nutzer auszulesen.

Das Online-Werbeunternehmen hatte sich zuletzt mit einer Web-Werbekampagne dagegen verwehrt, ein echter "Schnüffelwerber" zu sein - so speichere man keinesfalls personenbezogene Daten und anonymisiere alle Inhalte, die man untersuche. Geholfen hat das nichts: Verbraucherschützer und Online-Bürgerrechtler hatten sich vehement gegen den Dienst ausgesprochen.

Ganz weg vom Fenster ist Phorm nun allerdings nicht. So will BT den Dienst nicht ganz aufgeben sondern ihn eines Tages vielleicht doch austesten. Phorm will nun mit anderen Providern weiterverhandeln und auf weiteren Märkten versuchen, seine Technik durchzusetzen. So mache man etwa in Südkorea "exzellente Fortschritte", so ein Sprecher der Firma.

Verhaltensbasierte Werbung ist unterdessen auch bei anderen Anbietern im Betrieb. So startete Google im Frühjahr sein so genanntes Interest-based Advertising. Dabei werden Nutzer aufgrund ihres Surfverhaltens in Gruppen unterteilt, denen dann passende Reklame eingeblendet wird. Google kann dabei zwar nicht in den gesamten Datenstrom schauen, den User bei ihrem Provider hinterlassen, besitzt durch sein riesiges Adsense-Werbenetzwerk aber zahlreiche Daten über ihr Verhalten im Web. Immerhin: Mit einem Mausklick lässt sich die unheimliche Technik abdrehen.

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