Kraftwerk Moorburg: Im Bauch des Kohlemonsters

nbeeindruckt von Klagen hat Vattenfall mit der Ausrüstung des zukünftigen Steinkohlekraftwerks Moorburg begonnen. Ein Baustellenbesuch.

Hier kommt die Elbe durch: Ein Arbeiter schweißt am Kühlsystem. Bild: Gernot Knödler

Das Corpus Delicti ist ein Wasserrohr, so groß, dass Oberbauleiter Richard Warzawa darin mit einem Smart herumfahren könnte. Das Rohr im Keller des künftigen Steinkohlekraftwerks Hamburg-Moorburg wird verbrauchtes Kühlwasser zurück in die Elbe leiten - 64 Kubikmeter handwäschewarmes Wasser in der Sekunde. Das entspricht 400 Badewannen und treibt Umweltschützern den Schweiß auf die Stirn. Denn je wärmer das Elbwasser, desto schlechter ist das für die Fische, die bereits unter dem Risiko leiden, im Larvenstadium durch den Kühlwasserkreislauf gepumpt zu werden.

Warzawa macht eine Baustellenführung, weil am Mittwoch eine Baustellenetappe zu Ende gegangen ist. Mit dem Aufbau der ersten Kesselstütze beginnt der Einbau der Kraftwerkstechnik. An den vier 100 Meter langen blauen Trägern soll ab Ende August der Kessel aufgehängt werden, in dem die Kohle verbrannt wird. Dann muss noch ein zweiter Kraftwerksblock gebaut werden. 2012 soll das Kohlekraftwerk zum ersten Mal Strom und Fernwärme liefern. Die Leistung reiche, um 80 Prozent des Hamburger Strombedarfs und 40 Prozent des Fernwärmebedarfs zu decken, sagt Vattenfall.

Warzawa steht an der Stelle, an der sich das Rohr verzweigt. Das Stück ist noch nicht ganz fertig: Durch einen Spalt blitzt das Tageslicht. Nach Süden gehen zwei Rohre ab Richtung Elbe. Hier fließt das erwärmte Kühlwasser direkt zurück in den Strom. Ist das Elbwasser zu warm oder zu sauerstoffarm wird das Kühlwasser in ein Rohr umgeleitet, das nach Norden zu einem Kühlturm abzweigt. Vattenfall will auf diese Weise vermeiden, das Kraftwerk an 100 Tagen im Jahr nur mit verringerter Leistung fahren zu können. Für den Umweltverband BUND, der wegen der Folgen für die Fische gegen das Kraftwerk klagt, verbessert sich dadurch nichts Substanzielles.

Die Kühlung ist trotz ihrer Ausmaße nur ein winziger Teil der Baustelle, für die Warzawa verantwortlich ist. Bis zu 2.500 Arbeiter werden hier auf einen Schlag werkeln. Derzeit sind es nur 1.000 und die Baustelle macht nicht den Eindruck, übervölkert zu sein. Gut 170.000 Kubikmeter Beton und 40.000 Tonnen Stahl sind bereits verbaut worden. Dabei sind die Gebäude mit Ausnahme einer Betonwand mit den Ausmaßen eines Fußballfeldes und dreier Treppentürme noch kaum über den Keller oder das Erdgeschoss hinaus gewachsen.

Die Treppentürme markieren mit gut 100 Metern auch die Höhe des noch zu bauenden Kesselhauses. In der Höhe lassen zwei Arbeiter aus einem Trichter den Beton auf des letzte unfertige Stück Turmdach klatschen. "Wir sind die höchste Betonbaustelle Hamburgs", freut sich Warzawa. Von hier aus ist das künftige Kraftwerk wie auf einem Plan zu sehen: Der Kai für die Kohleschiffe aus Übersee, die kreisförmigen Lager, die Filtergebäude, deren Grundrisse so groß sind wie die der Kesselhäuser. Nur für die in Zukunft einmal vorgesehene Kohlendioxidabscheidung gibt es keinen Platz. Den muss sich Vattenfall erst noch besorgen.

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