Anti-AKW-Bewegung: Atomkraftgegner ziehen in Wahlkampf

Während das Atomforum Geburtstag feiert, mobilisieren die Atom-Gegner zur Wahl. Auch Umweltminister Siegmar Gabriel polterte ordentlich gegen die Atomlobbyisten.

Machen Rabatz: AKW-Gegner zerstören Fotovoltaikelemente vor dem Atomforum. Bild: dpa

BERLIN taz | Auch die Anti-Atom-Bewegung führt Wahlkampf: Mit zahlreichen Aktionen, Kampagnen und Appellen möchten Umweltorganisationen und Anti-Atom-Initiativen den Ausgang der Bundestagswahl beeinflussen. Sie befürchten, dass eine unionsgeführte Bundesregierung nach der Wahl längere Laufzeiten für Atomreaktoren durchsetzen könnte. Laut Atomkompromiss müssten in der nächsten Legislaturperiode sieben Reaktoren abgeschaltet werden.

Nun setzen Atomkraftgegner alles daran, den Ausstieg zu retten. Das Online-Netzwerk Campact startet zusammen mit der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und dem Bundesverband Erneuerbare Energien einen Appell, der von Beschäftigten und Unternehmern aus der Erneuerbaren-Branche unterzeichnet werden kann. Wer den Atomausstieg kippt, verbaue den regenerativen Energien die Zukunft, heißt es in dem Aufruf. Auf der Internetseite der Umweltorganisation BUND können zudem alle Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Unterschrift zeigen, dass sie nur Anti-Atom-Parteien wählen werden.

Der Kampf um längere Laufzeiten wird aber auch mit Papier ausgefochten: 1,4 Millionen Exemplare sollen von dem Flugblatt "Glaubst du das wirklich?" verteilt werden. Darin nehmen die Ärzte gegen Atomkrieg und andere Organisationen die Argumente der Atomlobby auseinander und werben für 100 Prozent Erneuerbare. Auch der Ökostromanbieter EWS Schönau präsentierte eine neue Broschüre mit "100 guten Gründen gegen Atomkraft".

Zudem will die Bewegung mit Aktionen Druck machen. Los ging es am Mittwoch: Das Atomforum wollte eigentlich in Ruhe seinen 50. Geburtstag feiern - mit Glanz und Glimmer, Angela Merkel und 170 weiteren Gästen. Doch die ungeladenen Gäste aus der Anti-Atom-Bewegung sind im Doppelpack gekommen. Am Vormittag ließen sie Atomlobbyisten als Riesenpuppen symbolisch Solarzellen zerschlagen. Für den Abend mobilisierten sie für eine Protestkundgebung vor der Geburtstagsfeier im "E-Werk", einer "exklusiven Event Location" in Berlin-Mitte.

Wahlkampfgetöse gab es auch aus dem Hause Gabriel: Der Umweltminister ließ am Mittwoch per Pressemitteilung verbreiten, das Deutsche Atomforum sei das lebende Fossil aus der Atomsteinzeit. "Die Dinosauriertechnologie Atomkraft steht nicht vor einer Wiedergeburt, wie manche glauben machen wollen, sondern vor ihrem Ende", erklärte der SPD-Politiker. Mit dem absehbaren Abschalten des letzten Atomkraftwerks in Deutschland werde auch "das deutsche Atomforum dort landen, wo es hingehört: auf den Misthaufen der Geschichte."

Die Anti-Atom-Bewegung will ihre Aktionen den nächsten Tagen fortsetzen. Am Freitag soll das vor kurzem wieder angefahrene AKW Krümmel blockiert werden, am Samstag ist vor dem Kraftwerk Neckarwestheim eine Kundgebung geplant. Die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg startet am Sonntag ihre Info-Tour durch die Republik und Robin Wood möchte ab nächster Woche mit einer Floßtour Werbung für den Atomausstieg machen.

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