US-Anlagebetrüger Madoff: Ermittlungen gegen mögliche Mittäter

Milliardenbetrüger Bernard Madoff wurde zu 150 Jahren Haft verurteilt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt gegen weitere Verdächtige.

Mit Hitler verglichen: US-Betrüger Madoff. Bild: dpa

Während der Verhandlungen stand ein Mann vor dem Gericht, ein Schild hochhaltend: "Bernie, es ist noch nicht zu spät, das Richtige zu tun: Spring!" Michael Schwartz wünschte dem Finanzbetrüger: "Möge die Gefängniszelle dein Sarg sein." Wochen vor der Urteilsverkündung haben die Staatsanwälte dem Gericht 113 Briefe und E-Mails von Opfern vorgelegt. Die Geschädigten bezeichnen Madoff als "Monster" und "Vergewaltiger", sogar mit Hitler wird er verglichen.

Im größten Betrugsfall der Finanzgeschichte gab der Richter Danny Chin den Forderungen der Staatsanwaltschaft statt und verhängte am Montag in New York die Höchststrafe: Der 71-jährige Finanzjongleur wurde zu 150 Jahren Gefängnis verurteilt. Bei guter Führung könnten ihm bis zu 15 Prozent der Haftzeit erlassen werden. Doch damit blieben noch immer über 127 Jahre. Madoff hatte mit einem 65 Milliarden Dollar (46 Milliarden Euro) schweren Schneeballsystem tausende Anleger geschädigt. Wegen der Finanzkrise hatten zuvor einige von ihnen hohe Summen abgezogen und das Betrugssystem so zum Einsturz gebracht. Zu seinen Opfern zählen Banken, Investmentfirmen, Stiftungen, Universitäten und Privatleute aus der ganzen Welt. Ein Hedgefonds-Manager, der eine Milliarde Dollar verloren hatte, nahm sich das Leben.

Madoffs Ehefrau Ruth, 68, erklärte nach dem Urteilsspruch, er sei nicht mehr "derjenige, den ich in all diesen Jahren kannte". Sie fühle sich "verraten" von "diesem Mann, der diesen schrecklichen Betrug beging". Seit 50 Jahren sind die beiden verheiratet. Sie war seine Buchhalterin und Direktorin der Firma.

Dennoch will Ruth nichts von dem Megabetrug bemerkt haben. Auch die Söhne Mark und Andrew behaupten, nie einen Verdacht gehabt zu haben. Beide waren 20 Jahre in hoher Position in der Firma ihres Vaters tätig. Bernie Madoff behauptet, ein Einzeltäter gewesen zu sein. Er hat sich im März in allen elf Anklagepunkten für schuldig bekannt und die komplette Verantwortung auf sich genommen. Er schützt dadurch seine Angehörigen. In den Geschäftsbereichen, für die sein Bruder und seine Söhne zuständig waren, sei alles legal gewesen.

Doch Experten halten es für ausgeschlossen, dass Madoff alleine gehandelt habe. "Es ist unmöglich, dass niemand vom Schneeballsystem Madoffs wusste", sagt Rechtsanwalt Barry Lax. Offen ist nicht nur, ob und wie weit die Angehörigen und Mitarbeiter Madoffs eingeweiht waren, sondern auch, was die Partnerfonds wussten, die das Geld auch in Europa einsammelten. Offen ist auch weiterhin, warum die US-Börsenaufsicht SEC nicht schon früher den Betrug bemerkte. Jahrelang konnte sie Hinweise nicht verwerten, dass Madoffs Erträge zu stabil waren, um wahr zu sein. Es geschah nichts. Alle ließen sich blenden.

"Ich habe meinem 89-jährigen Vater gesagt, dass er nicht sterben kann, weil wir kein Geld haben, um ihn zu begraben", heißt es im Brief von Kathleen Bignell aus Colorado. Eine Frau aus Florida erzählt, wie sie sich nicht mehr traute, das Licht anzumachen. "Ich hatte Angst vor den Stromrechnungen." Madoff war ihre Altersvorsorge. Jetzt haben sie nichts mehr.

Wo sind die Milliarden?

Die Behörden versuchen, möglichst viel Geld zu retten. Bislang wurde eine Milliarde Dollar sichergestellt. Das meiste Anlegergeld gilt aber als verloren. Während des Prozesses gegen Madoff wurden auch 85 Millionen Dollar aus dem Anlagevermögen seiner Frau eingezogen. Ihr bleiben aber immer noch 2,5 Millionen Dollar. Noch hat sie nichts zu befürchten, die Staatsanwaltschaft wirft den Angehörigen bisher nichts vor. Momentan wird strafrechtlich lediglich noch ein externer Buchprüfer verfolgt.

Nun kündigte die Staatsanwaltschaft weitere Ermittlungen gegen weitere zehn Verdächtige aus Madoffs Umfeld an.

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