Iran-Demonstration: Unterstützung für den Aufschrei

In Teheran demonstrieren Iraner für mehr Demokratie, am Breitscheidplatz solidarisieren sich rund 3.000 Menschen mit ihnen. Nur ein Mann mit Flagge stört.

Solidarität mit Freunden und Verwandten in der Heimat: Demonstranten in Berlin. Bild: AP

Es ist nicht nur Trauer, der man am Donnerstagabend auf dem Breitscheidplatz vor der Gedächniskirche begegnet. Viele sind wütend wegen der offensichtlichen Wahlfälschung und dem gewaltsamen Vorgehen gegen Demonstranten in Iran, geschockt über die Bilder der Toten in den letzten Tagen. Einige sprechen von Hilflosigkeit und Angst. Etwa 3.000 Menschen haben sich schwarz gekleidet mit Blumen und Kerzen zu einem stillen Gedenken für die ermordeten Oppositionellen in Iran versammelt. Unter dem Motto "Ein Licht zeigt Hoffnung. Tausend Lichter zeigen Gesicht" wollen sie ihre Solidarität und Anteilnahme ausdrücken.

"Die Leute in Iran riskieren ihr Leben für das, was wir hier nicht zu schätzen wissen", sagt eine 25-jährige Politikstudentin. Allen ist klar, worum es geht: Menschenrechte, Demokratie, Frieden und Freiheit. Neuwahlen unter der Aufsicht der Vereinten Nationen (UN) ist eine konkrete Forderung. Aber auch die Freilassung der inhaftierten Protestierenden und die Beendigung der Repression gegen die Regimegegner. "Zumindest friedliche Demonstrationen sollten möglich sein", meint ein Student mit iranischen Wurzeln.

Ein kleiner Tumult unterbricht das Gespräch. Ein Mann taucht mit der Nationalfahne Irans auf und zieht den Unmut einer Gruppe Frauen auf sich. Eine schimpft: "Allah hat nichts mit Peace zu tun, die bringen die Leute um!" Ihr wird heftig widersprochen, andere versuchen zu schlichten, der Mann mit Flagge muss schließlich gehen.

Die meisten Demonstranten auf dem Platz haben Verbindungen zu Menschen in Iran - zu Freunden, dem Ehepartner oder Verwandten. "Ich habe Geschichte. Meine Eltern mussten nach der Revolution 1979 aus Iran fliehen. Mit meiner Anwesenheit hier tue ich das Mindeste", sagt eine Jurastudentin.

"Vor zwei Monaten habe auch ich noch gedacht, dass sich nichts verändern wird - auch nicht durch die Wahlen", sagt eine junge Frau. Sie gehört einem Zusammenschluss iranischer Studenten in Berlin an. "Doch jetzt passiert, was ich mir schon immer gewünscht habe: ein Aufschrei. Es kann sich gerade wirklich etwas bewegen, die Iraner brauchen jetzt unsere Unterstützung, sonst verlieren sie den Mut." Sie selbst kann kaum noch an etwas anderes denken. "Alles bleibt liegen - meine Freunde, meine Uni." Doch die Menschen in Iran haben wieder Hoffnung und dank des Internets auch mehr Informationen: "Durch die Bilder wird es schwierig, die Diktatur und die Tyrannei zu leugnen."

Gegen 22.15 Uhr verstummen die Gespräche, und im Kreis wird still der Toten gedacht. Der Breitscheidplatz ist voller Menschen.

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