Kommentar Agrarsubventionen: Endlich Zahlen

Bisher waren Interessierte auf generelle Aussagen und ein paar Einzelbeispiele angewiesen, nun hat man auch die Daten für die Güllefabrik im Nachbardorf.

Die Zahlen sind endlich raus: Wer kriegt wie viel Geld von der EU in der Landwirtschaft. Nach jahrelanger Verweigerung hat die Bundesregierung dem Druck der Öffentlichkeit und der EU endlich nachgegeben und auch den letzten und größten Baustein der Agrarsubventionen ins Netz gestellt. Als letztes Land in der Union.

Die Details sind grauslig kompliziert. Die Hauptsäule der Subventionen lässt sich aber vereinfacht darstellen: Deutschland zahlt gut 10 Milliarden pro Jahr an die sogenannte gemeinsame Agrarpolitik der EU, knapp 7 davon fließen wieder ins Land zurück. Sie werden zu über 80 Prozent für Unsinn ausgegeben: stupide Subventionen pro Hektar und pro erzeugter Menge. Es liegt in der Natur derartiger Regelungen, dass die Größten am meisten profitieren. So kriegen in Deutschland 1,3 Prozent der Betriebe 28 Prozent dieser Direktbeihilfen. Das war bekannt. Nun aber weiß man auch genau, welcher Betrieb wie viel bekommt. Die Top 20 der Liste stellen viele Großbetriebe aus Ostdeutschland plus ein paar Agrargenossenschaften aus dem Westen. Endlich können die Experten loslegen und recherchieren: Wie wirtschaften diese Betriebe? Wie viele Arbeitsplätze erzeugen oder verhindern gar diese Steuermittel? Wie regen die Milliarden die regionale Wirtschaft an?

Bisher waren Interessierte auf generelle Aussagen und ein paar Einzelbeispiele angewiesen, nun hat man auch die Daten für die Güllefabrik im Nachbardorf. Es kann viel deutlicher werden, was konkret diese Landwirtschaft kostet und bringt. Vor dieser Klarheit fürchtet sich die Agrarlobby. Deshalb hat sie sich zusammen mit ihren Verbündeten auf Bundes- und Landesebene auch so lange gegen diese Zahlen gewehrt. Möge die Wühlarbeit beginnen!

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Reiner Metzger, geboren 1964, leitet taz am Wochenende zusammen mit Felix Zimmermann. In den Bereichen Politik, Gesellschaft und Sachkunde werden die Themen der vergangenen Woche analysiert und die Themen der kommenden Woche für die Leser idealerweise so vorbereitet, dass sie schon mal wissen, was an Wichtigem auf sie zukommt. Oder einfach Liebens-, Hassens- und Bedenkenswertes gedruckt. Von 2004 bis 2014 war er in der taz-Chefredaktion.

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