Kommentar Obamas Buchenwald-Besuch: Gelungene Gesten

An die Befreiung des KZ Buchenwald zu erinnern, war keine hohle Rhetorik des US-Präsidenten, sondern die Erklärung eines intensiven biografischen Zugangs.

Barack Obamas Besuch des KZ Buchenwald stellt eine Geste von großer Aussagekraft dar. Mit Buchenwald verbinden sich die Leichenberge ermordeter Häftlinge, auf die hier die Armee der USA im April 1945 stieß. Obama schilderte das Entsetzen, das seinen Großonkel beim Weg durch das Lager gepackt und lange nicht mehr losgelassen hat. Daran zu erinnern war keine hohle Rhetorik des Präsidenten, sondern die Erklärung eines intensiven biografischen Zugangs. Von Buchenwald geht für ihn eine Mahnung aus. Sie gilt allen Völkern, die in Gefahr sind, bei einem Konflikt "ihr gemeinsames Menschsein nicht mehr zu beachten".

Der amerikanische Präsident hatte tags zuvor an der Universität Kairo erklärt, den Mord an 6 Millionen Juden zu leugnen, sei "grundlos, ignorant und von Hass geprägt". Obama machte klar, dass der Mord an den Juden die amerikanische Politik auf die Verteidigung von Israels Existenzrecht verpflichtet. Buchenwald war Teil der NS-Mordmaschine, und der Besuch Buchenwalds wird von Obama in den Zusammenhang dieser Verpflichtung gebracht.

"Gemeinsames Menschsein" heißt für Obama aber auch, das Recht des palästinensischen Volkes auf einen Staat - einen bewohnbaren Staat - zu verteidigen und die amerikanische Politik praktisch auf dieses Ziel zu konzentrieren. Gerade weil Obama an die Schoah erinnert und Israels Daseinsrecht verteidigt, kann er sich intensiv für die Zwei-Staaten-Lösung einsetzen. Wie kein amerikanischer Präsident vor ihm legt er beim arabisch-israelischen Konflikt an die Konfliktparteien die gleiche Elle an. Er stellt Forderungen an beide Parteien. Und er unterscheidet klar zwischen den grundlegenden Prinzipien der amerikanischen Politik und der Beurteilung der gegenwärtigen verständigungs- und friedensfeindlichen Politik der israelischen Regierung.

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