Streit der Woche in der Sonntaz: Politikerinnen für "Regenbogenfamilien"

Auch zehn Jahre nach Einführung der Homo-Ehe dürfen schwule und lesbische Partner keine Kinder adoptieren. Politikerinnen wie die Grüne Göring-Eckardt wollen das endlich ändern.

Zwei Männer und ein Baby: In Deutschland schwierig, in Kalifornien möglich. Bild: dpa

BERLIN taz | Politikerinnen von SPD, FDP und Grünen haben ein Adoptionsrecht für schwule und lesbische Paare gefordert. "Kinder aus Regenbogenfamilien brauchen den gleichen Respekt und die gleiche Sicherheit wie alle anderen Kinder auch", verlangt die FDP-Politikerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger im "Streit der Woche" der sonntaz.

Auch Bundestagsvizepräsdidentin Katrin Göring-Eckardt von den Grünen sprach sich dafür aus, lesbische und schwule Paare in dieser Frage gleichzustellen. Die ehemalige Hamburger Justizsenatorin Lore Maria Peschel-Gutzeit (SPD) sagte ergänzend zu taz.de: "Warum soll in Deutschland verboten bleiben, was zum Beispiel in den Niederlanden, Schweden und England erlaubt ist?"

Bisher können Lesben und Schwule nicht gemeinschaftlich als Paar ein Kind adoptieren, auch wenn sie eingetragene Lebenspartner sind. "Das ist nicht zu begründen", erklärte Peschel-Gutzeit.

Kinder, die in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften zu Hause seien und von ihren lesbischen Müttern und schwulen Vätern geliebt, versorgt und gefördert würden, bräuchten selbstverständlich Rechtssicherheit im Unterhalts und Erbrecht, schreibt die Grünen-Politikerin Göring-Eckardt, die zugleich Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland ist. Leutheusser-Schnarrenberger ist stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion und wird als Justizministerin für den Fall gehandelt, dass ihre Partei nach der Wahl im Herbst Regierungsmacht bekommt.

"Respekt entsteht auch durch die gleiche Behandlung der Kinder vor dem Gesetz", erklärte sie. "Ein gemeinsames Adoptionsrecht für homosexuelle Paare leitet keinen 'Anspruch auf ein Kind' ab, sondern schafft zuallererst mehr Rechtssicherheit."

Die Sozialdemokratin Peschel-Gutzeit verwies darauf, dass Schwule und Lesben das leibliche Kind ihres Partners adoptieren könnten. Auch diese "Stiefkindadoption" sei lange umstritten gewesen und erst seit dem 1. Januar 2005 möglich. "Von schädlichen Folgen ist bisher nichts bekannt geworden. Das verwundert auch nicht: Bei jeder Adoption müssen schließlich die künftigen Wahleltern in einem aufwendigen Verfahren nachweisen, dass sie dem Adoptivkind verantwortliche Eltern sein werden, dass das Kind bei ihnen also zu seinem Recht kommt." Für gleichgeschlechtliche Adoptiveltern würde nichts anderes gelten, argumentierte Peschel-Gutzeit.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte habe im Januar entschieden, allein das Wohl des Kindes sei maßgeblich. Das Argument, bei der Adoption durch eine Person, die in einer gleichgeschlechtlichen Verbindung lebe, fehle für das Kind eine Bezugsperson des anderen Geschlechts, hätten die Richter nicht gelten lassen.

Ganz anders sieht es der CSU-Politiker Norbert Geis. Entscheidend sei, dass zu einer natürlichen Entwicklung eines Kindes die Beziehung zum Vater wie auch zur Mutter gehören muss und nicht zu Vater und Vater oder Mutter und Mutter, sagte er. "Die Geschlechter sind nicht gleich."

Viele andere von der taz angefragte Persönlichkeiten und Institutionen, die einem vollen Adoptionsrecht für Lesben und Schwule vermutlich eher kritisch gegenüber stehen, wollten sich nicht äußern. In der sonntaz berichtet der israelische Student Jossi Even-Kama, der bei zwei Männern aufgewachsen ist, über seine Erfahrungen. Seine Väter haben vor Gericht in einem über 14 Jahre dauernden Kampf erstritten, dass er ihr Adoptivsohn werden kann.

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