Süßwarenfreie Eltern-Kind-Kasse gefordert: Triebfeder für spontane Einkäufe

In Supermärkten locken Bonbons und Spielzeug effektiv auf Augenhöhe von Kindern. Verbraucherschützer fordern vom Einzelhandel süßwarenfreie Zonen - zum Beispiel an den Kassen.

Viele Einkäufe enden oft mit Tränen, weil Kinder ihre süßen Wünsche nicht erfüllt bekommen. Bild: dpa

BERLIN taz | Verbraucherschützer verlangen von den Handelsketten in Deutschland, Süßigkeiten als Lockangebote für Kinder aus dem Kassenbereich zu nehmen. Die "moderne Form der Wegelagerei" müsse aufhören, sagte Brigitte Rittmann-Bauer von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen der taz-Wochenendausgabe sonntaz. Es sollte "Eltern-Kind-Kassen" wie in Großbritannien geben, die frei von Spielzeug oder Süßigkeiten seien. "Wir appellieren an die Supermärkte im Sinne der Kundenfreundlichkeit, Quengelware nicht an der Kasse anzubieten", sagte Clara Meynen, Ernährungsexpertin beim Verbraucherzentrale Bundesverband taz.de.

"Der Einzelhandel sollte sich verantwortlich zeigen", sagte Bärbel Höhn, die stellvertretende Chefin der Grünen im Bundestag der sonntaz. Verführerische Waren gehörten nicht dorthin, wo Eltern mit ihren Kindern in der Schlange warten.

Eine neue Studie von Wiener Konsumforschern ergab, dass der Einfluss von Kinder auf das Einkaufsverhalten der Eltern weit stärker ist, als bisher angenommen. Die Wissenschaftler beobachteten 200 Eltern-Kind-Paare im Geschäft und dokumentierten den Wageninhalt. Dabei war jedes zweite Quengeln erfolgreich: Das Produkt wurde gekauft. "Das überraschendste Ergebnis war, dass sich Eltern oft gar nicht bewusst sind, wie sehr ihre Kinder Triebfeder für Spontaneinkäufe sind", sagte Claus Ebster, Autor der Studie. Nur von jeder zweiten so getroffenen Entscheidung konnten die Eltern im Anschluss noch sagen, dass sie durch Bitte des Kindes zustande kam.

Norbert Wittmann, Strategie-Berater für Supermärkte, verteidigte das Verkaufskonzept des Einzelhandels: "Es ist nicht Aufgabe des Handels, Kinder zu erziehen, sondern die der Eltern." Kunden würden sich nach einem stressigen Einkauf gern eine Belohnung gönnen und fänden deshalb die Produkte an der Kasse ansprechend.

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