Kommentar Guantanamo-Häftlinge: Instrumentalisierte Uiguren

Solange in Deutschland US-Amerikaner einreisen dürfen, die das Recht auf Waffenbesitz verherrlichen, sollte man den Uiguren ein paar Schießübungen in Afghanistan nicht vorwerfen.

Die im US-Gefangenenlager Guantánamo einsitzenden Uiguren sind zum Spielball der deutschen Innenpolitik geworden. Ursprünglich drängten CDU-Politiker auf deren Aufnahme, weil sie so den chinafreundlichen Außenminister Steinmeier vorführen wollten. Der befürchtet zu Recht Konflikte mit China, wenn Deutschland demonstrativ Vertreter einer als separatistisch geltenden Minderheit schützt.

Jetzt blasen aber CDU-Innenminister die Uiguren zum potenziellen Sicherheitsrisiko auf, weil diese angeblich in Terrorlagern ausgebildet wurden. Wieder soll Außenminister Steinmeier getroffen werden, weil er den USA die Aufnahme von Guantánamo-Häftlingen in Aussicht gestellt hat.

Beide Bedenken sprechen sicher nicht gegen eine schnelle Hilfe für die Uiguren. Solange sich deutsche Politiker noch zu PR-Terminen mit dem von China ebenfalls verfemten Dalai Lama treffen, ist es moralisch nur konsequent, auch einige hilfsbedürftige Uiguren aufzunehmen. Und solange in Deutschland US-Amerikaner einreisen dürfen, die das Recht auf Waffenbesitz verherrlichen, sollte man den Uiguren nicht vorwerfen, dass sie in Afghanistan mal ein paar Schießübungen gemacht haben.

Das eigentliche Problem ist Barack Obama. Solange er es nicht durchsetzen kann, dass wenigstens einige der harmlosen Guantánamo-Häftlinge in den USA aufgenommen werden, ist dies natürlich eine Einladung für populistische CDU-Politiker, sich die Uiguren als wilde Terrorbande auszumalen.

Was aber viele übersehen: Indem die Europäer ihren Beitrag zur Schließung von Guantánamo leisten, helfen sie nicht nur einem schwächelnden US-Präsidenten, sondern übernehmen auch Verantwortung für einen Makel, der der westlichen Welt als Ganzes angelastet wird. Wenn Guantánamo schnell geschlossen wird, ist dies eben auch ein positiver Beitrag zur inneren Sicherheit in Europa.

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Geboren 1965, Studium in Berlin und Freiburg, promovierter Jurist, Mitglied der Justizpressekonferenz Karlsruhe seit 1996 (zZt Vorstandsmitglied), Veröffentlichung: „Der Schiedsrichterstaat. Die Macht des Bundesverfassungsgerichts“ (2013).

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