Suche nach Air-France-Maschine: Brasiliens Armee entdeckt Wrackteile

Fund im Atlantik: Die brasilianische Luftwaffe hat Trümmerteile im Wasser geortet. Möglicherweise stammen sie von der verschwundenen Air-France-Maschine.

Für die Hinterbliebenen ist das Ungewisse nur schwer zu ertragen. Bild: dpa

BRASILIA afp/dpa Nach dem Verschwinden einer Air-France-Maschine über dem Atlantik hat die brasilianische Luftwaffe Wrackteile geortet. Kleine Trümmerteile seien rund 650 Kilometer nordöstlich der Insel Fernando de Noronha entdeckt worden, sagte ein Luftwaffensprecher am Dienstag in Brasilia. Der Airbus A330 mit 228 Menschen an Bord war am Montag auf dem Flug von Rio de Janeiro nach Paris verschwunden.

Flugzeuge und Schiffe aus mehreren Ländern beteiligen sich an der Suche im Atlantik. Das Auswärtige Amt hat die Zahl der 26 Deutschen an Bord bislang nicht offiziell bestätigt. Neun Passagiere hatten einen Weiterflug nach München gebucht. Nach Angaben von Air France vom Dienstag waren Menschen aus 32 Ländern an Bord, unter ihnen 72 Franzosen und 59 Brasilianer.

Sollte sich ein Absturz der A330-200 bestätigen, handelt es sich um die schwerste Katastrophe in der Zivilluftfahrt seit 2001. Damals waren beim Absturz einer American-Airlines-Maschine kurz nach dem Start in New York 265 Menschen ums Leben gekommen. Es wäre auch die schwerste Katastrophe in der Geschichte von Air France überhaupt. Beim Absturz eines Überschallflugzeugs vom Typ Concorde vor neun Jahren starben 113 Menschen.

Das Auswärtige Amt überprüft derzeit mit den Behörden verschiedener Bundesländer alle vorliegenden Informationen, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Berlin. Er hoffe, "im Laufe des Tages" genauere Angaben zu den vermissten Personen machen zu können. Auf dem Pariser Flughafen Charles de Gaulle kümmerten sich Psychologen um etwa 100 Angehörige der Opfer. Die französische Regierung bot Familienmitgliedern an, in die Zone zu reisen, in der das Flugzeug gesucht wird.

US-Präsident Barack Obama sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus. "Wir sind bestürzt über den Vorfall, auch wenn wir noch nicht genau wissen, was passiert ist", sagte er dem französischen Sender i-tele. Die USA hatten in der Nacht eine Militärmaschine entsandt, die bei der Suche helfen soll. Die französische Regierung hatte das US-Verteidigungsministerium zudem gebeten, Satellitendaten zur Verfügung zu stellen.

Frankreich hat derzeit abwechselnd drei Flugzeuge im Einsatz, die in der senegalesischen Hauptstadt Dakar stationiert sind. Außerdem sind mehrere Schiffe der französischen Marine unterwegs zum mutmaßlichen Unfallort etwa auf halber Strecke zwischen der brasilianischen und der afrikanischen Küste. Brasilien hat ebenfalls Flugzeuge entsandt.

Ein Pilot der brasilianischen Fluglinie TAM hatte während eines Atlantik-Fluges in der Nacht zum Montag möglicherweise brennende Flugzeug-Teile auf der Meeresoberfläche entdeckt. Nach dem Bericht einer brasilianischen Zeitung soll die Besatzung eines französischen Handelsschiffes vor der senegalesischen Küste ebenfalls Wrackteile ausgemacht haben.

Die Maschine ist mit Sendern ausgestattet, die im Fall eines Absturzes Funkimpulse aussenden. Auch der Flugschreiber strahlt Signale aus. Falls die Maschine in den Tiefen des Atlantiks versunken sein sollte, gilt es als so gut wie ausgeschlossen, ihn bergen und auswerten zu können. Ein Experten-Team, zu dem auch Vertreter von Airbus zählen, ist unterdessen von Paris nach Rio gereist. Airbus-Chef Tom Enders sprach den Angehörigen seine Anteilnahme aus.

Experten diskutieren unterdessen weiter über die möglichen Ursachen des Verschwindens. Air France hatte relativ früh von einem Blitzeinschlag gesprochen. Die Maschine flog durch eine Zone, die für schwere Unwetter bekannt ist. Sie hatte ein automatisches Signal ausgesendet, dass es ein Problem mit der Stromversorgung gebe. Offen ist noch, ob dies ein Auslöser oder die Folge eines anderen Problems war. Möglicherweise waren im Sturm die Antennen und das Radar der Maschine zerstört worden. Die These eines Terroranschlags gilt inzwischen als höchst unwahrscheinlich.

Die französische Nationalversammlung gedachte in einer Schweigeminute der Opfer. Beim Fußball-Freundschaftsspiel Frankreich gegen Nigeria will die französische Mannschaft am Dienstagabend als Zeichen der Trauer schwarze Armbinden tragen. Der französische Sender TF1 setzte wegen der Katastrophe eine US-Serie ab, die die Entführung eines Flugzeugs gezeigt hätte.

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