Hinweise auf neuen Diktator in Nordkorea: Treueschwur auf Kim Jong Un

In Nordkorea mehren sich die Hinweise darauf, dass Diktator Kim Jong Il seinen jüngsten Sohn zum Nachfolger bestimmt hat. Das Regime will zudem eine Mittelstreckenrakete testen.

Botschafter angeblich informiert: Nordkoreanische Vertretung in Peking. Bild: ap

SEOUL afp/dpa Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Il hat offenbar seinen dritten und jüngsten Sohn zu seinem Nachfolger auserkoren. Der 67-Jährige habe kurz nach dem umstrittenen Atomwaffentest in der vergangenen Woche Parlament, Armee und Botschafter seines Landes über die Entscheidung für seinen Sohn Kim Jong Un informiert, berichteten südkoreanische Medien am Dienstag. Ein südkoreanischer Abgeordneter sagte dem Rundfunk seines Landes, dass das Parlament in Seoul am Montag vom Nationalen Geheimdienst über die Nachfolgeregelung in Kenntnis gesetzt worden sei. Demnach muss in Nordkorea bereits die Treue auf Kim Jong Un geschworen werden.

Im fast völlig abgeschotteten Nordkorea halten sich seit Monaten Gerüchte über die Suche des Machthabers nach einem geeigneten Nachfolger. Im August vergangenen Jahres hatte Kim Jong Il vermutlich einen leichten Schlaganfall erlitten, von dem er sich jedoch offenbar wieder erholte. Sein jüngster Sohn Kim Jong Un stammt aus seiner dritten Ehe. Er soll in der Schweiz eine internationale Schule besucht haben. Im April bekam er einen Posten im Nationalen Verteidigungsausschuss des Landes, der die 1,2 Millionen Soldaten starke Armee Nordkoreas kontrolliert.

Nordkorea bereitet nach südkoreanischen Berichten neben dem Start einer Interkontinentalrakete offensichtlich auch den Test einer Mittelstreckenrakete vor. Anzeichen dafür seien an einer Abschussanlage in Anbyon an der Ostküste des Nachbarlandes beobachtet worden, zitierte die nationale Nachrichtenagentur Yonhap am Dienstag einen südkoreanischen Abgeordneten. Der Parlamantarier sei vom Verteidigungsministerium in Seoul informiert worden. Details wurden zunächst nicht bekannt. Nordkoreas Mittelstreckenraketen gelten vor allem in Südkorea und Japan als unmittelbare Bedrohung, weil beide Länder in deren Reichweite liegen.

Am Montag hatten südkoreanische Medien berichtet, dass Nordkorea nach seinem Atomtest vor mehr als einer Woche nun den Start einer Interkontinentalrakete vorantreibe, die theoretisch US-Gebiet erreichen kann. Es gebe Hinweise, dass entsprechende Vorbereitungen an einer neuen Startanlage an der Westküste getroffen werden.

Angesichts wachsender Spannungen auf der koreanischen Halbinsel sandte die südkoreanische Marine unterdessen ein Schnellboot mit Fernlenkwaffen in die Nähe der umstrittenen innerkoreanischen Seegrenze vor der Westküste. Zweck der Maßnahme sei es, Nordkorea von möglichen Provokationen abzuhalten, hieß es in einer Erklärung. Nordkorea hatte Südkorea in der vergangenen Woche wegen dessen Beitritt zu einer US-geführten Initiative gegen die Weitergabe von Massenvernichtungswaffen mit Militäraktionen gedroht.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.