Langwierige Löschung von Fotos: Das Gedächtnis von Facebook & Co.

Wer glaubt, dass aus sozialen Netzwerken gelöschte Bilder aus dem Internet verschwunden sind, irrt: Wie eine Studie zeigt, dauert die Entfernung oft Monate.

Bilder von Mitgliedern nach 30 Tagen noch nicht richtig gelöscht: Facebook. Bild: dpa

Nie war es einfacher, ganze Bildersammlungen ins Web hochzuladen, um sie mit Freunden oder Familienmitgliedern zu teilen: Soziale Netzwerke wie MySpace, Facebook, StudiVZ oder Wer-kennt-wen sind dank schneller Internet-Zugänge in Minuten mit Dutzenden Fotos beschickt, Kamera anschließen, fertig. Viele Millionen neue Bilder landen so tagtäglich im Netz.

Dabei verirrt sich jedoch auch manche peinliche Aufnahme, die man besser nicht für alle sichtbar im Netz hätte, auf die Server - sei es nun der betrunkene Zustand auf der letzten Party oder ein Moment körperlicher Nähe, den man später lieber ungeschehen machen würde. Kein Problem, denkt sich da der Web 2.0-Fan: Lösche ich ein Bild einfach wieder.

Dass das nicht so einfach ist, zeigt nun eine Studie der Cambridge University. Forscher der Abteilung Security Research haben 16 verschiedene soziale Netzwerke und Fotodienste von Bebo über Blogger bis hin zu Facebook, Flickr, LiveJournal, MySpace, Photobucket und Xanga getestet, um herauszufinden, ob und wie gut solche nachträglichen Fotoentfernungen funktionieren. Dabei wurde die jeweilige Internet-Adresse eines Bildes notiert.

Während die Löschung auf der Seite jeweils als erfolgreich mitgeteilt wurde und Aufnahmen so nicht mehr zugänglich zu sein schienen, waren die Bilder in Wahrheit in vielen Fällen noch vorhanden. Fünf der 16 überprüften Anbieter hatten die Bilder auch nach 30 Tagen noch nicht "richtig" gelöscht, es reichte die Eingabe der vorher notierten URL. Zu den Seiten mit besonders langem Gedächtnis zählten Bebo, Facebook, hi5, MySpace und SkyRock. Sofort entfernt wurden Bilder dagegen bei Windows Live Spaces, Photobucket, Flickr, LiveJournal und Orkut, während andere Dienste zwischen einer Stunde und 14 Tagen benötigten.

Grund für die langsame Löschung sind nicht immer schlecht funktionierende Systeme der Anbieter oder wenig sorgsamer Umgang mit den Informationen der Nutzer, sondern eine Infrastruktur, die darauf ausgelegt ist, Daten möglichst schnell auszuliefern. Dazu werden so genannte Content Delivery Networks verwendet, die Internet-Inhalte zwischenspeichern und für einen US-Anbieter wie Facebook beispielsweise in der ganzen Welt verteilt sind. Die Löschung aus diesen Netzen dauert deshalb länger. Trotzdem halten die Cambridge-Forscher Wartezeiten von 30 Tagen und mehr für inakzeptabel. Schließlich reiche das locker aus, bis der neue Chef ein peinliches Foto finden könne.

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