Keine Frischzellen für Song Contest: Stefan Raab gibt ARD einen Korb

Der NDR wollte den Vorentscheid zum Eurovision Song Contest künftig bei Raab in Auftrag geben. Die ARD-Intendanten aber waren zögerlich - und nun ist Raab beleidigt: Er sagt ab.

Dann ohne mich: Raab mags nicht so kompliziert. Bild: dpa

BERLIN taz | Am Pflichtgefühl der ARD kann es nicht gelegen haben: Sie hatte noch Diskussionsbedarf angemeldet, schließlich ging es um nichts Geringeres als ein Public-Private-Partnership der besonderen Art. Dem in Sachen Unterhaltung siechen öffentlich-rechtlichen Rundfunk sollte mit freundlicher Unterstützung von ProSieben-Genie Stefan Raab wieder aufgeholfen werden.

Doch der Gesprächsbedarf ging Raab zu weit: Via Spiegel erhält die ARD am Montag seine Absage Schwarz auf Weiß. "Die Entscheidungswege in der ARD sind derart kompliziert, dass sie mit unserer Arbeitsweise nicht vereinbar sind", sagt laut Vorab-Meldung auf spiegel.de zur Begründung.

Der für den Grand Prix zuständige Norddeutsche Rundfunk (NDR) hatte nach dem neuerlichen deutschen Eurovisions-Flopp am vergangenen Wochenende Raab mit seinem "Bundesvision Song Contest" an Bord holen wollen, um sich künftig gemeinsam auf den Eurovision Song Contest vorzubereiten. "Der NDR hat uns um Hilfe gebeten. Wir haben ein schlüssiges Gesamtkonzept vorgelegt", so Raab.

Doch die ARD mochte sich nicht Knall auf Fall für die von NDR-Unterhaltungschef Thomas Schreiber initiierte Kooperation erwärmen. Dass manch Anstaltsgewaltiger den Ausverkauf ans Privat-TV befürchtete, lag auf der Hand: Raabs TV-Events wie die Wok-WM standen immer mal wieder unter Schleichwerbeverdacht und laufen heute als Dauerwerbesendungen.

Von daher war es schon beinahe eine kleine Sensation, dass nach einer ARD-Intendantenkonferenz am Mittwoch vorsichtiges Interesse in Sachen Raab signalisiert wurde: "Stefan Raab hat in den vergangenen Jahren bereits drei Mal am Eurovision Song Contest als Sänger, Komponist und Produzent teilgenommen - und dies jeweils mit einer Platzierung unter den besten Acht."

Und weiter hieß es im offiziellen Statement der ARD: "Seine Musikkompetenz und seine hohe Professionalität sind unbestritten. Insofern wäre eine Kooperation zwischen der ARD und Stefan Raab sowie Pro7 reizvoll." Und gab sich "zuversichtlich, die offenen Fragen zeitnah klären zu können".

Doch diese offenen Fragen - es ging unter anderem um die Rolle der ARD-Radiosender, vor allem der Pop- und Jugendwellen wie WDR 1live, NDR 2 oder SWR 3 beim neuen Konzept - waren Raab nun offenbar zu viel.

Die ARD steht nun mal wieder belämmert da, während Raab und ProSieben die mediale Aufmerksamkeit gekonnt nutzen, um für ihren "Deutscher Eisfußball-Pokal" am nächsten Freitag zu werben - sie können's halt.

Doch bevor jetzt die Vergleiche mit der Absage von Günter Jauch beim Ersten vor gut zwei Jahren bemüht werden: Der Senderverbund wird's auch diesmal überleben. Ob der Grand Prix aus deutscher Sicht allerdings zu retten ist - beziehungsweise überhaupt gerettet werden sollte, bleibt eine ganz andere Frage.

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