Wegen unerlaubten Besuchs: Birmas Oppositionsführerin vor Gericht

Weil ein mysteriöser Schwimmer sie im Hausarrest besucht hatte, drohen Aung San Suu Kyi fünf Jahre Gefängnis. Es scheint, als wolle die Junta sie weiter aus dem Verkehr ziehen.

Zwei Generationen Opposition: Suu Kyi vor einem Bild des Gründers der Unabhängigkeitsbewegung. Bild: dpa

BANGKOK taz | Die Vorgänge gleichen einer Nacht-und-Nebel-Aktion: Am späten Mittwochabend erklärten Vertreter der Militärjunta gegenüber Birmas Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi, sie sei verhaftet und werde am nächsten Tag dem Richter vorgeführt.

Stunden später wurde die 63-jährige Friedensnobelpreisträgerin mit ihren Hausangestellten ins berüchtigte Insein-Gefängnis in Rangun gebracht. Der Prozess gegen sie sei eröffnet, dann aber auf kommenden Montag vertagt worden, sagte der Chef ihres Anwalts-Teams, Kyi Win. Dissidenten im thailändischen Exil sagten der taz, Suu Kyi drohten drei Jahre Haft.

Die Vorwürfe gegen die Oppositionsführerin klingen so bizarr wie aufgesetzt: Sie soll die Regeln ihres Hausarrests verletzt haben. Auslöser war der mysteriöse Besuch eines US-Bürgers. Dieser hatte sich vergangene Woche schwimmend Zutritt zu Suu Kyis Haus verschafft, in dem sie seit sechs Jahren schwer bewacht unter Arrest steht.

Der 53-jährige John William Yettaw war durch den angrenzenden Inya-See geschwommen und hatte zwei Nächte im Parterre ihres Anwesens übernachtet.

Die Friedensnobelpreisträgerin, ihre Haushälterin und deren Tochter hätten dem Mann gesagt, dass er nicht willkommen sei und das Anwesen verlassen solle. Doch er habe erklärt, er müsse sich erst einmal ausruhen, hatte Suu Kyi bereits in ersten Verhören vergangene Woche gesagt.

Yettaw war verhaftet worden, als er von Suu Kyis Haus über den See zurückschwamm. "Alle sind sehr aufgebracht über diesen jämmerlichen Amerikaner", schimpft Anwalt Kyi Win. Er sei "ein Dummkopf" und die Ursache aller jetzt aufgetretenen Probleme.

Westliche Regierungen forderten Birmas Junta auf, Suu Kyi sofort freizulassen. Regimekritiker sprechen von einem Komplott. Damit wolle die Junta sicherstellen, dass die Oppositionsführerin vor den für nächstes Jahr geplanten Wahlen nicht freikommt, meint Nyo Ohn Myint vom Exilpart der oppositionellen "Liga für Demokratie" in Thailand zur taz.

Ihr seit nunmehr sechs Jahren dauernder Hausarrest wäre formal Ende Mai ausgelaufen. Bisher hatte die Junta diesen immer wieder um ein Jahr verlängert. Doch brachen die Generäle damit ihre eigenen Gesetze. Denn denen zufolge darf niemand ohne formale Anklage mehr als fünf Jahre eingesperrt werden.

Insgesamt verbrachte Suu Kyi, Tochter des Unabhängigkeitshelden Aung San, mehr als 13 der vergangenen 19 Jahre in Arrest oder Haft. Zuletzt war sie im Mai 2003 festgenommen worden. Damals war ihr Konvoi im Norden Birmas von regimetreuen Schlägern angegriffen worden. Mindestens 70 Menschen starben.

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