Kommentar Sri Lanka: Mit allen Mitteln

Wer für den schweren Beschuss der Zivilisten in Sri Lanka verantwortlich ist, lässt sich nicht sagen. Beiden Seiten wäre er zuzutrauen.

Bereits seit Wochen mehren sich Berichte, in dem winzigen Gebiet, das die Rebellen der "Befreiungstiger von Tamil Eelam" (LTTE) in Sri Lankas Kriegsgebiet halten, würden immer wieder unzählige Zivilisten ums Leben kommen. Seit Wochen bemühen sich einzelne westliche Staaten, Sri Lanka zu einem Ende der blutigen Offensive zu bewegen. Doch Sri Lankas Regierung lässt sich nicht stoppen. Präsident Rajapakse möchte den Sieg, koste es, was es wolle.

Dabei sind beide Seiten für das unermessliche Grauen verantwortlich, das sich im Nordosten des Landes abspielt. Die Regierung peitscht ihre Offensive inmitten zehntausender Zivilisten voran. Der Propagandajargon - "humanitäre Operation" und "Geiselbefreiung" - grenzt an Zynismus. Die tamilischen Zivilisten, die bei Sri Lankas singhalesischer Mehrheit unter Generalverdacht stehen, LTTE-Unterstützer zu sein, sind für die Armee nicht mehr als ein Hindernis auf dem Weg zum Endsieg.

Die Anführer der Rebellen wiederum, die sich seit zweieinhalb Jahrzehnten als Freiheitskämpfer des tamilischen Volkes aufspielen, hindern die Menschen nun gewaltsam daran, das Inferno zu verlassen. Sie hoffen, dass der Tod von tausenden Menschen zu einem internationalen Aufschrei führt, der die Offensive stoppt und ihnen das Leben rettet. Dafür ist auch der selbstgerechten LTTE-Elite anscheinend jedes Mittel recht.

Wer für den schweren Beschuss der Zivilisten verantwortlich ist, lässt sich daher nicht sagen. Beiden Seiten wäre er zuzutrauen. Es lässt sich nicht klären: Sri Lankas Regierung verhindert bis heute, dass unabhängige Beobachter und Journalisten den Vorwürfen nachgehen.

Das ist nicht nur zutiefst fragwürdig und undemokratisch. Es schürt den Verdacht, dass der Vorwurf, Colombo lasse absichtlich die verbliebenen 50.000 Zivilisten beschießen, um sie zur Flucht zu zwingen, berechtigt ist.

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