Kommentar Sri Lanka: Wahnsinn auf beiden Seiten

Sri Lankas Menschen wurden auf beiden Seiten von machthungrigen Politikern missbraucht.

Einen Sieger wird es nicht geben, wenn wohl in wenigen Tagen die Siegesfeiern in Colombo beginnen. Es gibt nur Verlierer: Sri Lankas Menschen. Sie wurden auf beiden Seiten von machthungrigen Politikern missbraucht, die ausschließlich ihre wahnwitzigen Ambitionen im Sinn hatten.

Präsident Mahinda Rajapakse hat den Krieg Anfang 2008 von Neuem voll entfacht, um die Rebellen der Tamil Tigers (LTTE) endgültig zu schlagen. Eine gewaltige Propagandaoffensive trieb zehntausende junger Singhalesen in die Rekrutierungsbüros der Armee. Die unzureichend ausgebildeten Truppen wurden dann so lange in den Verteidigungslinien der Rebellen verheizt, bis nach großen Opfern der Durchbruch gelang. Soldaten ließen von der Front immer wieder durchsickern, dass sie unzählige ihrer Kameraden haben sterben sehen.

Journalisten, die es wagten, das rigorose Vorgehen des Präsidenten zu hinterfragen, wurden bedroht und angegriffen. Mehr als ein Dutzend wurden ermordet, ohne dass je ein Täter gefasst wurde. Internationale Aufrufe zu einem Friedensabkommen, das den Tod weiterer Zivilisten im Kampfgebiet verhindern soll, lässt Rajapakse bis heute ungehört. Das Sterben geht weiter.

Doch auch LTTE-Rebellenchef Prabhakaran hat in der Vergangenheit etliche Chancen für eine Friedenslösung bewusst verstreichen lassen. Auch er wollte sein Maximalziel: einen Tamilenstaat im Norden und Osten des Landes, mit ihm als alleinigem Herrscher. Dafür zögerte er nicht, auch Kindersoldaten und Selbstmordattentäter ins Gemetzel zu schicken.

Als die Rebellen vor einigen Monaten in die Defensive gerieten, ließen sie den Zivilisten keine Wahl: Sie mussten der LTTE folgen. Viele Tamilen waren durch die jahrzehntelange Gräuelpropaganda der Rebellen aufgeschreckt und flohen freiwillig. Andere hatten in ihren Reihen gekämpft und fürchteten Rache.

Doch selbst jetzt, wo der Krieg sicher verloren ist, schickt die LTTE immer neue Rekruten in den Tod. Nach glaubwürdigen Berichten lässt die LTTE noch in diesen Tagen Menschen erschießen, die vor dem drohenden Blutbad zu fliehen versuchen.

Vermutlich wird den Menschen in Sri Lanka schon bald auffallen, was für ein unermesslich großes Opfer sie für den Größenwahn ihrer Anführer bezahlt haben.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.