Hertha BSC schlägt Werder Bremen: Sieg der Schizophrenie

Den Berlinern ist ein glücklicher Erfolg über Werder Bremen gelungen. Die Ränkespiele um die Führung des Klubs nach dem Ende der Ära Hoeneß lassen die Spieler unbeeindruckt.

Selbst der angekündigte Managerwechsel kann die Freude über den Sieg nicht schmälern. Bild: dpa

BERLIN taz Immerhin 68.022 Zuschauer fieberten im Olympiastadion am späten Sonntagnachmittag dem Duell zwischen Hertha BSC Berlin und Werder Bremen entgegen, das Hertha BSC Berlin mal wieder mit Glück mit 2:1 für sich entscheiden konnte.

Bei den beiden Kontrahenten geriet diese Partie in den vergangenen Tagen ja immer mehr zur Nebensache. Zwar vermeldeten beide Vereine alarmierende Personalproblem. Werder Bremen musste mit Mesut Özil und Diego ohne seine maßgeblichen Impulsgeber im Mittelfeld auskommen. Hertha wiederum hatte in jedem Mannschaftsteil einen veritablen Verlust zu beklagen: Andrey Woronin, Patrick Ebert und Arne Friedrich.

Doch was kümmert Bremen die Bundesliga, da die missratene Saison durch die anstehenden Hamburg-Pokalfestspiele doch noch ruhmreich abgeschlossen werden kann. Und selbst bei Hertha, die immer noch Chancen auf einen Champions League-Platz haben, ist man derzeit mit anderem beschäftigt: Mit Indiskretionen und Ränkespielen auf der Führungsebene. Der angekündigte Abgang 2010 von Manager Dieter Hoeneß hat mittlerweile solch schwere Vorbeben im Verein verursacht, dass keiner mehr weiß, ob Hertha nicht schon vorzeitig auseinander bricht.

Im Olympiastadion hatte man allerdings von Beginn an gespürt, dass auch auf dem Rasen viel auf dem Spiel steht. Denn fahrig und nervös begannen die Akteure. Erst nachdem Cicero in der 26. Minute mit einem Kopfball an den Pfosten bei den Bremern für eine Schrecksekunde sorgte, gelang es den Norddeutschen dem bis dahin von Zufälligkeiten geprägten Spiel mehr Struktur zu geben.

Die 1:0-Führung in der 43. Minute durch Per Mertesacker war somit nur folgerichtig. Zuvor hatten schon Frank Baumann, Alexandros Tziolis oder Sebastian Prödl gute Gelegenheiten, der Bremer Überlegenheit Ausdruck verleihen können. Auch nach der Pause fielen die Gäste gegen die völlig paralysierten Berliner insbesondere durch ihre schlechte Chancenverwertung auf. Der Hertha-Ausgleich in der 71. Minute kam dann völlig unerwartet. Simunic köpfte den Ball nach einer effetvollen Flanke von Kacar mit dem Kopf wunderschön ins Tor.

Und so mancher im Stadion fühlte sich bereits an die Hinrunde erinnert, als Hertha immer wieder aus absoluter Unterlegenheit zu überraschen wusste. In der 87. Minute war dann das alte Hertha-Glück wieder komplett. Raffael schoss den Ball aus 20 Metern wuchtig ins Tor.

Hertha hat mit seinem Sieg zumindest gezeigt, dass man sich von den Ränkespielen in der Führungsetage wenig beeindrucken lässt. Die Lage ist sportlich nach wie vor prekär. Alles (Meister) und nichts (vorderer Mittelfeldplatz) ist noch möglich. Ein Umstand, der die schizophrenen Neigungen des Klubs zu befördern scheint.

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