Großkneten: Ein Torfstecher hebt ab

Die Papenburger Baufirma Bunte betreibt jetzt auch einen Airport: In Großenkneten hat sie den alten Militär-Flugplatz erworben - nachdem sie die Bundeswehr-Tochter G.E.B.B. gerichtlich zu transparenter Vergabe gezwungen hat.

Da geht bald die Post ab: Flughafen Großenkneten-Ahlhorn. Bild: JOHANN BUNTE GMBH & CO. KG

Flughafen Großenkneten-Ahlhorn, das hört sich nicht nach großer weiter Welt an. Sondern verborgen im niedersächsischen Hinterland, wo die Anlage auch 1915 zu rein militärischen Zwecken erbaut wurde. Und doch: "Wir sind sicher", sagt Stephan Janssen, "dass das ein absolutes Filetstück ist."

Janssen ist Sprecher des Papenburger Bauunternehmens Bunte. Das hat - nach jahrelangem Ringen inklusive Entscheidung des Oberlandesgerichts Düsseldorf - den Flughafen gekauft. Und will ihn betreiben.

Bunte ist die Firma, die sich auch den Zuschlag für den Jade- Weser-Port-Bau juristisch erstritten hat: Dass es Wert auf seine Tradition als Familienunternehmen gelegt hatte, war bei den Großkopfeten der Tiefwasserhafen-Realisierungsgesellschaft nicht gut angekommen. Emsländischen Torfstechern wollten die einen Halbmilliarden-Auftrag nicht zutrauen. Mussten sie aber, befand 2007 das Oberlandesgericht Celle. Also baut Bunte seit einem knappen Jahr am gigantischen Tiefwasserhafen, der 2011 in Betrieb gehen soll. Von dort nach Großenkneten sind es 90 Kilometer, 110 vom Fliegerhorst bis Bremerhaven, keine 80 runter nach Osnabrück, quasi alles Autobahn: An der Ahlhorner Heide kreuzen sich die A 29 und die A 1, an der Bunte als Investor beteiligt ist. Und Gleisanbindung hat der Flugplatz mit Jumbo-tauglicher Landebahn auch. "Da geht die Post ab", sagt Janssen, und die Vorstellung scheint so abwegig dann doch nicht.

Bunte hat auch hier wieder fürs Projekt kämpfen müssen. "Große Investoren", mutmaßt Janssen, "treten wohl manchmal besser auf, als eher regional aufgestellte." So hatte im September 2006 zunächst ein anderer Bewerber den Zuschlag bekommen, im Bieterverfahren, also gleichsam auf dem kleinen Dienstweg.

Es hatte sich nämlich die Swift Freight International L. L. C., Anschrift: Jebel Ali Free Zone P.O. Box 50177 in Dubai, mit der erst ein halbes Jahr zuvor ins Hanauer Handelsregister eingetragenen VLR Wirtschaftsberatungsgesellschaft zusammen getan und eine Tochter bekommen - die Aviation Park GmbH. Die war daraufhin von der Gesellschaft für Entwicklung, Beschaffung und Betrieb, kurz: G.E.B.B., zur Bewerbung aufgefordert und im Einverständnis mit dem Landkreis Oldenburg zum "preferred bidder" erklärt worden.

Die in Köln ansässige G.E.B.B. ist ein Unternehmen des Verteidigungsministeriums, berät dieses in wirtschaftlichen Fragen und sollte eben auch den Flughafen Ahlhorn verticken. Im Rheinland erinnert man sich noch ganz gut an die Auseinandersetzung. "Falsch gelaufen kann man so nicht sagen", weist G.E.B.B.-Sprecher Lothar Lewien eine entsprechende Frage zurück, bloß habe "derjenige, der es jetzt gekauft hat, damals nach allen Seiten prozessiert". Nicht als personelle Konsequenz aus Ahlhorn jedenfalls werten lässt sich laut Lewien, dass das zuständige Team kurz nach dem OLG-Beschluss ins Bundesliegenschaftsamt wechselte. "Das hatte nichts miteinander zu tun." Tatsächlich hatten die Düsseldorfer Richter juristisches Neuland betreten: Die Koppelung des Grundstücksgeschäfts an einen städtebaulichen Rahmenvertrag bewirke, dass es mehr als ein Verkauf und darum europaweit auszuschreiben sei. Allerdings hatten sie auch im bis dahin üblichen Bieterverfahren Fehler entdeckt und Mängel moniert.

"Das Verfahren war aus unserer Sicht in einem Maße intransparent", so Bunte-Sprecher Janssen, "dass wir es nicht durchgehen lassen konnten." Nein, der Mittelständler werde sich mit seiner neuen Rolle als Flughafenbetreiber nicht übernehmen. "Bunte denkt langfristig", sagt Janssen, habe mehrere Großprojekte zugleich und "eine gute Eigenkapitaldecke". Auf 20 Jahre verteilt will man den Flughafen Ahlhorn mit 200 Millionen Euro zum Logistik- und Technologiepark ausbauen, schon binnen zehn Jahren sollen dabei über 1.000 Arbeitsplätze entstehen. Eine Option auf zivilen Flugverkehr hält sich Bunte ausdrücklich offen.

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