Jürgen L. Born am Ende: Werder-Chef gibt auf

Nach den Anschuldigungen, sich bei Spielertransfers persönlich bereichert zu haben, gibt Born nun sein Amt auf. Dennoch besteht Born auf seine Unschuld.

Gibt sein Amt auf: Jürgen L. Born. Bild: dpa

BREMEN dpa Dem 1:0-Sieg im UEFA-Cup-Hinspiel gegen St. Etienne folgte der Paukenschlag: Werder Bremens Clubchef Jürgen Born trat am Freitag zurück, Klaus Allofs ist der neue starke Mann.

Der seit fast zehn Jahren bei Werder tätige Born reagierte mit seinem Rücktritt auf den Vorwurf der Untreue. "Aufgrund der Tatsache, dass ich erneut Gegenstand von Berichten im Zusammenhang mit Finanztransaktionen der peruanischen Firma Image bin, werde ich meinen ohnehin zum Jahresende geplanten Rückzug aus der Geschäftsführung vorziehen", ließ Born mitteilen.

Zugleich beteuerte er seine Unschuld: "Ich kann aber versichern, dass ich keinerlei unerlaubte finanzielle Vorteile auf Kosten der Werder Bremen GmbH & Co KG aA gezogen habe."

Die Berichte peruanischer Zeitungen waren zuletzt zu einer immer größeren Belastung für Born und den Fußball-Bundesligisten geworden. Born wird vorgeworfen, sich beim Transfer des Peruaners Roberto Silva im Jahr 2001 finanziell bereichert zu haben, zudem soll sein Sohn Maximilian bei der Vertragsverlängerung von Nelson Valdez 2003 Geld erhalten haben.

Born zog nun einen Schlussstrich unter seine fast zehnjährige Tätigkeit bei Werder, obwohl es derzeit keine Beweise gibt. Der Nachweis der Unschuld "erfordert jedoch einige Zeit", erklärte Born: "Ich möchte Werder daher von unnötigen Belastungen freihalten."

"Das war eine folgerichtige Entscheidung von Jürgen Born", sagte der Aufsichtsrats-Vorsitzende Willi Lemke: "Die eingeleitete Untersuchung der Vorgänge durch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft werden wir aber auf jeden Fall durchführen lassen. Wir sind verpflichtet zum Wohle von Werder Bremen die nötige Transparenz in dieser Angelegenheit zu schaffen."

Bereits Anfang der Woche hatte der ehemalige Werder-Manager erklärt: "Werder Bremen ist für seine solide Geschäftspolitik bekannt, solche Vorwürfe gefährden unser Image."

Borns Rückzug hatte sich bereits Anfang der Woche angedeutet, als er ankündigte, seine Ämter ruhen zu lassen, und Klaus Allofs die Führung der Geschäfte übernahm. Der 52-jährige Allofs bleibt nun Vorsitzender der Geschäftsführung, vertritt neben dem Profisport auch den Bereich Öffentlichkeitsarbeit und ist damit der starke Mann.

Marketing-Fachmann Manfred Müller (64) übernimmt von Born die Finanzen. Diese Zuständigkeiten sollen nach Lemkes Angaben bis auf weiteres so bleiben. Wann es neue Köpfe in der Geschäftsführung geben wird, zu der auch Klaus-Dieter Fischer (68) gehört, ließ Lemke offen. Müller soll nach derzeitigem Stand 2010 ausscheiden.

Born hatte nach einer Karriere bei der Deutschen Bank am 23. Mai 1999 bei Werder angefangen. Er arbeitete als Vorsitzender der Geschäftsführung und Geschäftsführer Finanzen und Öffentlichkeitsarbeit, erhielt dafür nach eigenen Angaben aber kein Gehalt. "Das ist mein Hobby", hatte Born dazu gesagt. Er galt als Idealbesetzung, aufgrund seines wirtschaftlichen Knowhow und seiner Sprachkenntnisse, aber auch wegen seiner Bodenständigkeit.

Der öffentliche Druck wurde nun offenbar zu groß. Die Quelle der Vorwürfe ist ein anstehendes Scheidungsverfahren zwischen dem peruanischen Spielerberater Carlos Delgado und dem Modell Fiorella Faré. Die Frau besitzt nach eigenen Angaben 4000 Dokumente und lässt nun einige über ihren Anwalt an einheimische Medien geben.

Allofs hatte noch am Donnerstag nach dem Sieg im UEFA-Cup gesagt: "Solange ich nicht vom Gegenteil überzeugt werde oder solange es nicht bewiesen ist, bleibt mein Vertrauen zu Jürgen Born bestehen. Gegen diese Meldung stehen fast zehn Jahre Zusammenarbeit mit ihm. Da werde ich nicht so schnell von ihm abrücken."

Neben Born steht auch Claudio Pizarro im Zwielicht. Der Werder-Stürmer ist Geschäftspartner von Delgado und wird von Dokumenten des Modells Faré ebenfalls belastet. Ihm wird in Peru Steuerhinterziehung vorgeworfen. Eine mögliche Weiterverpflichtung des von Chelsea ausgeliehenen Angreifers hat Allofs vom Ausgang der Untersuchungen in Peru abhängig gemacht.

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