Düstere IfW-Konjunkturprognose: Deutschland im Sog der Weltrezession

Die Rezession in Deutschland fällt nach Prognosen des Instituts für Weltwirtschaft erheblich schwerer aus als zunächst angenommen: Das Bruttoinlandsprodukt werde um 3,7 Prozent sinken, so die Forscher.

Schreckensszenario: Rezession erhöht Arbeitslosigkeit und senkt den Konsum. Wenn doch wenigstens Sommer wäre... Bild: dpa

KIEL ap/taz Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechnet für 2009 mit einem deutlich stärkeren Konjunktureinbruch als bisher. Für das laufende Jahr wird ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 3,7 Prozent erwartet. Das erklärten die Wirtschaftsexperten am Donnerstag. Damit korrigierten sie ihre Dezember-Prognose von minus 2,7 Prozent deutlich nach unten.

Ihre Erklärung: Die deutsche Wirtschaft befinde sich im Sog der Weltwirtschaft, und diese sei zum Ende des vergangenen Jahres deutlich stärker eingebrochen als erwartet. Auch für das kommenden Jahr rechnen die Experten nicht mit einer durchgreifenden Erholung. Eine Stabilisierung sei erst ab Frühjahr 2010 zu erwarten. Im nächsten Jahr dürfte das Bruttoinlandsprodukt insgesamt um 0,1 Prozent sinken, statt dem bisher prognostizierten Plus von 0,3 Prozent.

Im vierten Quartal 2008 sei die gesamtwirtschaftliche Produktion in Deutschland so stark gesunken wie nie zuvor in den vergangenen vier Jahrzehnten. Die Exporte seien "geradezu spektakulär" eingebrochen. Die Rezession habe nun auch den Arbeitsmarkt erreicht.

Zwar sei es wegen der Förderung der Kurzarbeit schwierig, die Konsequenzen für die Zahl der Arbeitslosen abzuleiten. Dennoch stellt das IfW fest: "Wir rechnen damit, dass die Arbeitslosigkeit im vierten Quartal 2009 um 800.000 Personen höher sein wird als ein Jahr zuvor." Die Zahl der Arbeitslosen steige auf 3,6 Millionen.

Für das erste Quartal 2009 zeichnet sich laut IfW ein weiterer Rückgang des Bruttoinlandsprodukts ab. Das Produktionsniveau sei deutlich niedriger als noch im Dezember angenommen: "Die Auftragseingänge in der Industrie, die im Herbst noch recht günstig erschienen, sind extrem rasch geschmolzen." So entstehe der Druck, die Produktion noch weiter nach unten anzupassen. Im Klartext: Es gibt weniger Arbeit in der Industrie.

Für das Jahr 2010 erwartet das IfW, dass die gesamtwirtschaftliche Produktion wieder leicht ansteigen wird. Auch hier sollen die Impulse aus dem Ausland kommen: "Wir erwarten, dass sich die Produktion in der Welt fängt und der Welthandel spürbar zulegt." In der Folge dürften die deutschen Exporte leicht zunehmen, so die Wirtschaftsexperten. Die Zahl der Beschäftigten würde aber trotzdem weiter sinken. Die Zahl der Arbeitslosen soll im Jahresdurchschnitt 2010 um rund 600.000 Personen auf 4,3 Millionen zunehmen – eine Arbeitslosenquote von 10,2 Prozent.

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